MLS – Karl Huber

MLS – Karl Huber

Rock’n’Roll und Motorräder, das ist eine alte Geschichte. Born to be wild, Motorbikin, Iron Horse, Bad Motor Scooter, Bat out of hell, Songs zum Thema Motorrad gibt’s wie Sand am Meer. Aber Gitarren? Ich kenne keine, hier ist mein Beitrag. Der Tank meiner 650er Enfield ist verchromt und hat einen schwarzen Streifen auf der Oberseite, der von zwei golden Linien eingerahmt wird. Das war die Vorgabe. Da Chrom nicht oder nur mit hohem Aufwand auf einer Gitarre realisierbar ist, hab ich Blattsilber genommen. Da diese Oberfläche immer etwas rustikal aussieht, hab ich die ganze Gitarre auf grob gemacht, die Streifen sind mehr oder weniger freihändig gemalen. So macht man es auch im Enfield-Werk in Chennai (Indien), siehe https://youtu.be/UsTIMxeO_ng. Nur können das die Künstler dort etwas besser als ich 😉

Ausgangsbasis war ein ML-Bausatz, ein Body ohne Fräsungen. Der Korpus ist aus sehr weicher Esche (?), der Hals aus Ahorn, zum Glück war er einteilig, das Ahorngriffbrett ist aufgeleimt. Alles war sauber verarbeitet, gut bundiert, der Hals kerzengerade, die Halstasche hat gut gepasst. Ich hab die Konturen im Korpus, also die Bauchausfräsung und die Armschräge, tiefer geschliffen und deutlich stärker betont. Dadurch ist die Gitarre sehr bequem spielbar.

Das E-Fach sollte so klein und unauffällig wie möglich werden. Ich habe von der Rückseite her mit einem 3cm Forsterbohrer ein Loch bis knapp unter die Decke gebohrt, das gerade gross genug für das Volume Poti ist. Es wird mit einem Saftdeckel aus Blech rückseitig verschlossen, der sitzt passgenau ohne Kleben im Loch fest, man kann ihn herausschrauben, wenn man an den Poti muss. Die Bohrung für die Kabel habe ich mit einem Langbohrer durch die Buchse gemacht. Zum Glück hab ich meine Ziele, also die Potibohrung und die Tonabnehmerausfräsung, beim ersten Mal getroffen. Das kann mit einem Langbohrer schnell in die Hose gehen, ein wenig zu schräg, und man hat ein Loch in der die Decke oder im Boden, oder man bohrt am Ziel vorbei.

Die Gitarre wurde nach dem Schleifen mit Porenfüller glatt gemacht, mit Nitro Schnellschleifgrund grundiert, dann komplett mit schwarzem Nitro-Lack aus der Dose gesprayt. Die goldenen Streifen sind mit Pinsel aufgetragen, ich hatte noch etwas Modelbau-Bastelfarbe über. Das Blattsilber wurde ganz am Schluss aufgelegt und zaponiert. Der Hals ist mehrmals mit Schellack honiggelb lackiert, dann matt geschliffen. Über das Aussehen kann man streiten, aber er fühlt sich sehr, sehr gut an.

Der Humbucker ist von Fender, die komplette Hardware von Schaller aus der leider nicht mehr erhältlichen Vintage-Copper Serie. Teuer und gut, nur sind mir die Tuner für den Preis zu schwergängig.

Gitarren mit nur einem Tonabnehmer und ohne Ton-Poti sind Geschmackssache. Es gibt aber die Theorie, dass die Magnete der zusätzlichen Tonabnehmer die schwingenden Saiten quasi bremsen. Es gibt auch die Theorie, dass jedes elektrische Bauteil den Sound ausdünnt. Und dann gibt es die Theorie, dass möglichst viel Holz ohne Ausfräsungen einen guten Sound ergibt. Ob das stimmt, kann jeder selbst für sich entscheiden. Die Gitarre klingt jedenfalls fett, hat wegen des Humbuckers auch bei grosser Lautstärke keine störenden Nebengeräusche, aber sie hört sich immer typisch nach Strat an. Die Saitenlage ist klasse, die Gitarre spielt sich bestens. Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden, auch wenn der eine oder andere wegen des sehr rustikalen Aussehens die Augen verdrehen wird.

Ich bitte Sie um eine Bewertung dieses Artikels

Bewertung 4.7 Sterne aus 3 Meinungen

1 Comment

  1. Hallo Karl,
    also ich persönlich steh auf „sehr rustikales Aussehen“.
    Und Du hast Deine beiden Leidenschaften in eine Symbiose gebracht.
    Jetzt warten wir nur noch darauf, dass Du wie Rob Halford mit Deiner
    Maschine + Gitarre auf die Bühne fährst.
    Nebenbei:
    Ich gehöre zu der Sorte von Leuten, die die Augen vor Begeisterung verdrehen.
    Da gab es schon Verwechselungen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert