Style I – Karl Huber

Style I – Karl Huber

 Jimi Hendrix Saville Stratocaster

Jimi hat gerne Gitarren „geopfert“, d.h. zerstört. Dabei denkt man zuerst an die Monterey Strat, die er bei seinem legendären Auftritt am 18. Juni 1967 in Monterey (Californien) auf der Bühne verbrannt hat. Es gibt dazu ein tolles Video, anschauen! (https://www.youtube.com/watch?v=_-7toYWFEyk).

Man konnte von dieser schönen Gitarre, die leider nur noch fragmentarisch existiert, für viel Geld eine Kopie aus dem Fender Custom Shop erstehen. Und es gibt eine preiswerte Replica von Vintage. Beide sind aber meines Erachtens recht weit von der Vorlage entfernt. Also habe ich mir meine Variante aus alten Teilen zusammengebaut bzw. lackiert, siehe Foto links.

Eigenbau Saville Strat - Karl Huber Hendrix StratsEigenbau Saville Strat - Karl Huber BackEigenbau Saville Strat - Karl Huber bodyEigenbau Saville Strat - Karl Huber frontEigenbau Saville Strat - Karl Huber side1Eigenbau Saville Strat - Karl Huber side2

Bei meinen Recherchen zu der Monterey Strat fand ich heraus, daß es eine weitere Gitarre gab, die Jimi vor seinem Auftritt im Londoner Saville Theater am 4. Juni 1964 eigenhändig bemalt und dann auf der Bühne zerhackt hat. Hier ein Foto der noch existierenden Fragmente:

Eigenbau Saville Strat - Karl Huber Original

Von dieser Gitarre gibt es keine Kopie zu kaufen, und ich finde sie noch gelungener als die Monterey Strat. Die musste ich einfach bauen, das ging nicht anders! Jimi war offensichtlich nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein talentierter Grafiker, er hat seine psychodelischen Muster z.B. mit Nagellack mal schnell vor dem Konzert hingelegt. Dementsprechend sahen die Bemalungen aus, alles war sehr roh und grob. Das war für mich nur Inspiration, im Gegensatz zu Jimi habe ich Zeit und eine klaren Kopf, also wollte ich es sauber ausführen, so habe ich es auch bei der Montery Strat gemacht.

Der Bausatz

Ich entschied mich für die Esche-Ahorn Variante. Ein Lindenkorpus wäre leichter zu bemalen gewesen, da Linde im Gegensatz zur Esche kein offenporiges Holz ist. Das wollte ich aber nicht, da Strats hauptsächlich aus Erle oder eben Esche bestehen, und meine Strat sollte klanglich schon an Jimis Modell hinkommen. Leider hat der Hals aus dem Shop ein aufgeklebtes Ahorn-Griffbrett, beim Original sind Griffbrett und Hals aus einem Stück gefertigt, der Spannstab wird von hinten eingelegt und mit einem Streifen Nussbaum zugemacht („Skunkstripe“).

Als Pickups nahm ich Wilkinson Vintage Tonabnnehmer, die sind günstig und gut. Die Kappen mit dem silbernen Vintage Aufdruck hab ich getauscht. Wilkinson hat ein eigenes Polepiece-Spacing, ich musste mir aus US und MX Fender Kappen was Passendes zusammenmischen.

Das Tremolo, oder besser gesagt Vibrato, ist ebenfalls von Vintage, es gibt in dieser Preislage nichts besseres, ich finde es sogar besser als die Fender Trems. Der Block ist aus Stahl, und der Jammerhaken kann mit einer Imbusschraube fixiert werden. Da die Löcher für die Mechaniken mit 1cm Durchmesser vorgebohrt waren, musste ich moderne Kluson Tuner nehmen. Was ich nicht verstehe – die Kopfplatte ist ein Paddel, man muss sägen (gut), aber die Löcher sind schon da (schlecht). Ich schreib das hier zum x-ten Mal, weil mich die Löcher zum x-ten Mal genervt haben. Egal, die Tuner haben korrekte runde Köpfe und halten die Stimmung. Der Sattel ist von Tusq.

Sonst hat alles gut gepasst, nur die Löcher für’s Trem sind zu nah am Hals, man kriegt die Gitarre kaum Bundrein, da muss ich noch nacharbeiten. Der Hals ist übrigens ein ziemlicher Prügel, muss man mögen. Mir persönlich gefällt das, und dem Ton schadet’s auch nicht.

Die Bemalung

Wie bereits gesagt, ist Esche eigentlich schlecht zu lackieren, man kriegt die Poren nicht geschlossen. Mir ist das egal, ich mag’s eher rustikal. Der Korpus wurde nach dem Vorschleifen mit Nitro-Schnellschleifgrund grundiert, danach geschliffen und mit weißem Nitrolack aus der Dose besprüht. Da ich kein Arctic White und auch kein Weinrot bei meinem Hauslieferanten bekam, nahm ich Dupli-Color aus dem Baumarkt, kostet nur 8€ für 400ml und funktioniert bestens, d.h. sprüht gleichmäßig, deckt, zieht gut ein trocknet schnell. Tip!

Auf den jetzt komplett weißen Korpus habe ich die großen weißen Schlangenmuster am unteren Korpusrand mit Folie abgeklebt. Darüber kam vorne das Weinrot, ebenfalls von Dupi-Color. Beim Übergang muss man etwas aufpassen, damit man nicht zu viel nebelt. Vorher Üben! Auf den nun rot-weißen Korpus hab ich die restlichen Muster freihändig mit Bleistift vorgezeichnet und danach mit Acrylfarben gemalt. Das Pickguard hab ich natürlich vorher anschgeschliffen, sonst hält keine Farbe. Nach der Bemalung wurde das Pickguard mit klarem Acrylklarlack fixiert, für den Korpus nahm ich Nitro aus der Dose. Natürlich alles mit entsprechenden Trocknungszeiten zwischen den Lackierungen.

Montage und Sound

Der Zusammenbau und das Verlöten der Schaltung war simpel, ich hab die vorverdrahteten Potis genommen und lediglich die Schaltung soweit modifiziert, daß ein Tone-Poti den Bridge PU mitregelt, was bei der Standard-Strat Schaltung nicht der Fall ist. Die Gitarre klingt, wie ein Strat so klingt, was bei dem verwendeten Material auch nichts anders zu erwarten war. Ich steh auf den Sound, für harte Jungs ist’s eher nichts, pfeift schnell, und im High Gain wird’s blechern. Aber mit entsprechendem Amp-Setting klingt‘s traumhaft, Jimi, Hank, Ritchie, Mark, Eric und alle anderen lassen grüßen!

Fazit

Wow, gefällt mir! Ist wie jede Bemalung natürlich absolute Geschmackssache, und in diesem Fall noch mehr, weil die Muster wirklich schräg sind. Dazu ist der Text auf der Rückseite herrlich kitschig, sowas schreibt man heute (leider?) nicht mehr. Dazu kann man auf dem Teil inspiriert abrocken – Hey Joe, Purple Haze, All along the Watchtower, womit soll man nur anfangen?

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Bewertung 3.9 Sterne aus 14 Meinungen

4 Comments

  1. Schön, sehr, sehr schöne Idee, aber bei dem Vorrat an Gitarren die Du mitlerweile zuhause
    haben müsstest, hätte ich die zerbrochenen kopiert und in den Wetbewerb geschickt.
    Grüß von David

    • Der war war gut, fünf Sterne für den Kommentar.

      Tatsächlich sind’s mittlerweile ein paar zuviel, und kaufen tu ich ja auch noch ab und zu das ein oder andere Teil. Ist ja echt fies mit der Werbung im Internet. Da schau ich nach dem Wetter, und es werden mir Gitarren angepriesen.

  2. Hallo Karl,
    Das sieht ja gut aus!
    Leider bin ich dieses Jahr nicht dabei.
    Ich habe noch eine Frage: Du hast da eine schöne Aufkleber auf die Kopfplatte. Hast du diese selber gemacht oder gekauft? Könntest Du mir bitte sagen wie man so etwas macht oder wo man diese Art Aufkleber betsellen kann?
    Vielen Dank im Voraus und 5 Sterne von mir.
    Gruss
    Ad

    • hi Ad,
      Danke. Die Aufkleber sind selbstgemacht. Such mal in Amazon oder ebay nach „Decal paper“. Als Drucker nimmst du einen normalen Tintenstrahler. Papier bedrucken, mit Klarlack fixieren, nach einem Tag ausschneiden, ca. 1min in ein feuchtes Tempo wickeln, und dann langsam vom Papier auf die Gitarre runterschieben. Macht Fender seit 60 Jahren nicht viel anders.
      Gruß Karl

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