Sonstiges – Wolfgang Raab

Sonstiges – Wolfgang Raab

01 Rohling Korpus Sonstiges - Wolfgang Raab 02 alle Teile Sonstiges - Wolfgang Raab 03 Halseinpassen Sonstiges - Wolfgang Raab 04 Shapeaufriss und Einbaurahmen Sonstiges - Wolfgang Raab 05 Technikoeffnung Sonstiges - Wolfgang Raab 06 Tonabnehmeroeffnungen Sonstiges - Wolfgang Raab 07 Formgebung Sonstiges - Wolfgang Raab 08 Feinschliff und Idee 0 Uhr 25 Sonstiges - Wolfgang Raab 09 Wurmitator IIplus Sonstiges - Wolfgang Raab 10 fertig zum Beizen Sonstiges - Wolfgang Raab 11 Detail vor finish Sonstiges - Wolfgang Raab 12 Montage 1 Sonstiges - Wolfgang Raab 13 Montage 2 Sonstiges - Wolfgang Raab 14 Montage 3 Sonstiges - Wolfgang Raab 15 Montage fertig zum Besaiten Sonstiges - Wolfgang Raab 16 Detail Body Sonstiges - Wolfgang Raab 17 fertiges Instrument Sonstiges - Wolfgang Raab

Servus Matthias,
wie angedroht gibt es nun eine Bilderschwemme meines Projektes der vergangenen Woche.

Ich praktiziere normalerweise das Dudelsackspiel und fertige in meiner Werkstatt Sackpfeifen und historische Trommeln sowie auch das ein oder andere Saiteninstrument.
Nun da ich Urlaub hatte und wieder einmal etwas für mich schaffen wollte machte ich mir gedanken wie und was. Da ich auch sehr gerne Dudelsack mit E-Gitarre höre und vielleicht selbst einmal dieses Instrument in unserer Bande spielen will habe ich beschlossen für mich als totalen Gitarrentrottel ein vollwertiges Instrument zu fertigen. Hier möchte ich noch erwähnen dass ich bereits letzten Oktober eine 3-saitige (offen GDG gestimmte) „Mittelalteregittarreum1233“ 😉 komplett mit Hals und Bünden in Eigenregie gebaut habe. Dieses mal wollte ich mir den Hals jedoch besorgen sowie die ganzen nötigen Hardwareteile. Google schickte mich dann zu Mattias List und anhand seiner wertvollen Tips hatte ich dann schnell meine nötigen Kleinteile gefunden. Auch die Tips welches Holz aus meinem Lager ich am besten für den Korpus nehmen sollte waren recht hilfreich. Nun aber zum Bau des Instrumentes.

Bild 01 zeigt den aus Birne verleimten Rohling für den Korpus und die bereits aufskizzierte Form des selbigen. Mittels Corel Draw hatte ich mir in ettlichen Stunden verschiedene Formen für den Korpus überlegt (sieht man auch noch auf dem nächsten Bild)

Bild 02 entstand nachdem nun das schnell gelieferte Paket bei mir zuhause ankam…. die Einzelteile machten einen ordentlichen Eindruck (2 Kritikpunkte Hals und Schaltung werden später genannnt) und ich freute mich darauf in meiner Werkstatt loszulegen. Auf die Halsplatte wurde bereits die neue Form aufskizziert.

Bild 03 Der Korpus wurde an der Bandsäge ausgeschnitten und die Halspartie noch grob belassen. Da es sich um ein Einzelstück handelt habe ich „Kosten und Mühen“ gescheut 😛 , mir eine Frässchablone zu erstellen. Mittels Forstnerbohrern entfernte ich grob auf fertige Tiefe das Holz und arbeitete dann die Aussparungsseiten für den Hals mit dem Stemmeisen passgenau heraus.
Was mir beim 2. Blick auf den Hals auffiel, war (Kritikpunkt 1), dass die Bohrungen für die Halsschrauben total schief bzw. verdreht angesetzt waren.
Hier drechselte ich mir mangels fehlender Dübelstangen in diesem Durchmesser fix ein paar passende Zapfen und leimte die schiefen Bohrlöcher aus. Was jetzt aber dann nicht weiter ein großes Problem war, und tatsächlich hätte ich später die Löcher dann sowieso füllen müssen (ich habe nämlich statt der zuerst bestellten Halsplatte auf Halspitten in Gold umgeschwenkt, und diese musste ich eh enger zusammensetzen).

Bild 04 Nun wurde bereits die genaue Position der Bridge herausgemessen und die Tonabnehmerrahmen an den Hals und die Bridge angpasst. Die Rahmen fertigte ich aus 3mm Flugzeugsperrholz (7-lagig)

Bild 05 und 06 zeigt die Öffnungen für den Technikeinbau. Hier ging ich ebenfalls wie beim Herausarbeiten der Halspassung vor. Die Löcher für die Saitendurchführung sowie für Potis und Schalter kann man berreits auch auf den beiden Bildern sehen.

Bild 07 zeigt dann wie der Korpus seine geschmeidige Form bekommt.
Zuerst nahm ich das Holz grob mit Hobel und Raspel ab, dann kam der Excenterschleifer zum Einsatz. Später wurde dann alles per Hand in mehreren Schleifvorgängen fein gemacht.

Bild 08 …. ach ja das ist so eine Sache…. nächtens um kurz nach Mitternacht viel mir noch ein dass ich mein Firmenlogo (weisser Klebebandfleck …hääää?!?!?!) irgendwie mit einsetzten könnte… und schwuppdiwup war morgens um halb 3 das nicht geplante Werk im Groben vollbracht…….. aouuuuuu (sollte Wolfsgeheul darstellen 😀 Aufklärung später)!!!!

Bild 09 Jeder hat seinen Fetisch und bei mir sind’s halt Wurmlöcher…
also holzoberflächentechnisch gesehen. Nachdem alles piccobello feinsäuberlichst geschliffen war kam mein Wurminator 2plus zum Einsatz.
Mittels diesem Werkzeug und eines Vorstechers hab ich schon viele Oberflächen sozusagen „antikisiert“.

Bild 10 Die fertige und gewurmte Oberfläche. Das geschnitzte Logo wurde schon vorgebeizt und teilweise angeschliffen um einen fließenden Übergang zu bekommen. Die Beize für alle schwarzen flächen ist die UHB-Beize von Clou.

Bild 11 Detail des komplett gebeizten Korpus VOR dem Endfinisch mit Antikwachs. Die Beize für den Braunton ist die Antikbeize Nussbaum von Liberon. Diese Spiritusbeizen verwende ich auch für meine Dudelsäcke die nachher nur geölt werden. Sie sind nach meiner Erfahrung weitgehend Schweisfest und lassen sich auch gut für Schattierungen einsetzen. Nach dem Beizen wurde 3x mit Antikwachs von Liberon die Oberfläche behandelt und aufpoliert.
Jetzt mag man sagen das wäre keine Oberfläche für eine E-Gitarre, aber ich halte mit folgenden Punkten dagegen:
1.die unkomplizierte Anwendung, 2. den Duft des Bienenwachses und 3.
machen Kratzer und Druckstellen die später im Leben der Gitarre dazukommen das Instrument noch Interessanter… einfach kurz über die Schadstellen drüberwachsen und gut. Natürlich dankt es die Oberfläche wenn man ab und zu mal das gesamte Instrument nachwachst… der Aufwand ist aber sehr gering und die Gitarre ist danach sofort wieder einsetzbar.

Bild 12,13 und 14 zeigen die Endmontage. Jetzt kommt Kritikpunkt 2…
Beim Auspacken und Begutachten der Komplettschaltung brach bereits ein Kabel an der Lötstelle ab Später noch ein zweites. Da ich aber eh den Schalter auswechseln wollte (in einen schönen goldenen) und der Lötkolben berreitstand, hab ich kurzerhand alle Lötverbindungen komplett neu gemacht (Lötstellen vom alten Lot befreit, Kabel um die vermeintlichen „Sollbruchstellen“ gekürzt, neu verzinnt und verlötet.
Zusammenhängende Massekabel hab ich mit Schrumpfschlauch ordentlich
gebündelt) Hier hatte ich so meine Bedenken ob ich als Gelegenheitskabellöter nicht zu weit gegangen bin, aber beim späteren elektrifizieren der Gitarre stellte ich fest dass alles passt!!! Man muß sich halt nur trauen! 🙂 Sollte ich nochmal ein solches Instrument fertigen werde ich die Teile einzeln bestellen und gleich selber ordentlich zusammensetzten. Matthias hatte mir zudem ja schon vorab einen hervorragenden Plan mitgeschickt.

Bild 15 Bis auf die Saiten alles fertig … RIESENFREUDE

Bild 16 Detailbild des Korpus mit Schnitzerei

Bild 17 Die komplette Gitarre in Ihrem neuen Zuhause…. Ein Schmuckstück … hach… !:-[

Mir hat der Bau sehr viel Spass gemacht und ich freue mich wenn Euch meine Version einer E-Gitarre (Kat. Sonstige???) gefällt. Bin auf das Feedback gespannt und vielleicht hab ich ja auch noch als Spätmelder die Möglichkeit beim Contest ein paar Punkte zu sammeln.

Ach ja, für die die es interessiert… der Bau hat so um die 25 Stunden gedauert. Da ein nicht vorgefertigter Rohling verwendet wurde und die Schnitzerei halt auch einiges an Zeit beansprucht hat. Die Hardware (alles bei ML-Factory) bestellt hat etwa 290,- Euro gekostet (ich hab mich bei ein paar Kleinigkeiten vertan und noch was nachbestellt…
waren aber nur wegen der Optik Kosten die den Preis etwas höher machen).
Das Holz für Korpus und und Kleinkram hatte ich bereits in meiner Werkstatt.
Das Gewicht (wurde ich gleich von einem Gitarrenspieler gefragt) ist bei
3,2 kg gesamt.

Viele Grüße aus dem Chiemgau
Der Wolfgang
alias www.raab-sack.de oder www.facebook.com/Raabpfeife-225179644328678/

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5 Comments

  1. Wunderschöne Oberfläche, durch passende Anbauteile Optisch super unterstützt.
    Eine Gitarre aus einem Guss. Es gibt wenige Beiträge die so einzigartig und trozdem ausgewogen daher kommen.
    Gruß von David

    • Is that you Mr. Gilmore??? :-p
      Hallo David, vielen Dank für Deinen Beitrag und Dein Lob…geht grade runter wie Öl. Ich bin auch total stolz auf mein neues Schmuckstück und wie gesagt weiche, samtige und „antike“ Oberflächen sind mein Tik 😉 .
      Die Planung für das Instrument was das Design anbelangt und die Auswahl der Zubehörteile hat länger gedauert als der Bau selber- soll heissen ich hab mir für das Schätzchen ordentlich Gedanken gemacht.
      Auch habe ich wärend des Projektes diverse Änderungen beschlossen und ich mußte bei Matthias noch 2x was nachbestellen.
      Auch mein Logo war eine spontane Schnapp… ääääääääääääää Speziidee welche mich dann auch noch einmal das Design der PU Rahmen überdenken ließ!

      Also Danke nochmal
      Der Wolfi 🙂

  2. Servus Wolfgang,
    ja, die schaut schon sehr „alterthümlich“ aus. Ob die Form ergonomisch günstig ist, sei dahingestellt. z.B. die untere Ausbuchtung, also da, wo normalerweise der Oberschenkel reinkommt, das schaut schon sehr klein aus, und das obige Gegenstück könnte gegen’s Brustbein drücken. Aber egal, Dudelsack spielt man auch stehend, oder? Schöne Gitarre jedenfalls, die Kopfplatte ganz traditionell im Wiener Stil, die Wurmlöcher sind mal was anderes als die üblichen Gürtelschnallenkratzer auf der Rückseite. PU Rahmen und Schnitzerei sind auch sehr schön. Übrigens: Gewicht ist schon wichtig, alles über 4Kg ist eher was für Masochisten. Und soundtrendmässig ist Leichtbau schon länger angesagt, auch wenn die teuren alten Paulas gerne etwas mehr Fett auf den Rippen haben.
    Schönen Gruß aus der Nachbarschaft (Karwendel)
    Karl

    • Servus Herr „Fastnachbar“ danke für Dein Lob.
      Tatsächlich hast Du das mit der Ergonomieseite semigut getroffen. Der Oberschenkel „ruht“ tatsächlich nicht ganz so schön am Gitarrenrand, was aber nur im Sitzklampfen etwas auffällt. Eigentlich stehe ich meistens … und wenn ich dann mal fit auf dem Instrument bin werd ich wie Marty MacFly in zurück in die Zukunft auf dem Rücken liegend über die Bühne robben…. oder rocken…. 😛 . Das mit dem Brustbein kann ich aber gar nicht bestätigen… da müßt man schon arg in den Seilen… äh Saiten hängen! 😉

      Chapeau
      Wolfi

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