Sonstiges – Reiner Solau
Bluebird
Die Gitarre besteht aus einem massiven Paulownia-Body. Ein sehr leichtes Tonholz, das trotz der geringen Dichte gute Klangeigenschaften besitzt. Allerdings ist es anfällig für mechanische Beanspruchung (dazu später mehr).
Auf der Vorderseite habe ich ein gefärbtes Ahornfurnier aufgeleimt; die Zargen und Rückseite blieben zunächst unbehandelt.
Die Kanten mit einem Radiusfräser zu bearbeiten schied aus, weil das Furnier keinen vernünftigen Abschluss gehabt hätte.
So blieb mir lediglich die Lösung mit einem Binding (erhältlich im ML-Factory-Shop). Da ich bisher kein Binding „verbaut“ hatte, musste ich mich erst einmal schlau machen, wie man gute Ergebnisse erzielt. Ergebnis: Ein Bindingfräser und eine Ziehklinge sind unabdingbar. Bindingkleber kann man fertig kaufen; ich habe ihn letztendlich aus einem Reststück Binding und ein paar Tropfen Aceton selbst hergestellt. So hatte ich auch Einfluss auf die Konsistenz des Klebers. Die Arbeitsabläufe in Stichworten: Binding mit Heißluftfön in Form bringen; mit Bindingkleber und Klebestreifen alle paar Zentimeter das Binding befestigen. Anm.: Unsaubere Stellen kann man jederzeit nachkleben.
Zum Abschluss wird das Binding mit der Ziehklinge bündig zu Zarge und Decke abgetragen.
Zusammenbau, Elektrik verlöten und Feineinstellung (Halskrümmung, optimale Tiefe der Sattelkerben und Oktavreinheit) sind dann Routine wie auch bei einem Bausatz.
Den Hals, die Zargen und die Vorderseite des Bodies bearbeite ich mit mehreren Lagen Spezialhartöl (zwischendurch jeweils leicht anschleifen) und einer finalen Behandlung mit Hartwachs. Das Wachs muss nach 4-6 Std (es gibt ggf. Abweichungen bei unterschiedlichen Herstellern) poliert werden, damit sich der optimale Glanzeffekt einstellt.
Die Rückseite erwies sich als sehr empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung. Deshalb habe ich verschiedene Versiegelungen (Bootslack, Parkettsiegel, Streichharz, …) an einem Reststück Paulownia getestet. Ein im Baumarkt erhältlicher Streichharz ergab das beste Ergebnis.
Die Teileliste der „Bluebird“ sieht wie folgt aus:
- Body: Paulovnia
- Hals: Ahorn/ Riegelahorn (ML-Faktory)
- Mechaniken: Klusen
- Pickups: Seymour Duncan
- Finish: Hartöl und -wachs; Streichharz
- Sattel: Knochen (ML-Factory)
Div. Kleinteile (Brücke, Schalter, Potis, Knöpfe, Halsplatte, Hülsen, Stringtrees, Gurtknöpfe, …) zum Großteil von ML-Faktory aber auch von anderen Lieferanten.
Eine Besonderheit: Das Tonpoti habe ich durch einen Mehrfachschalter von der Fa. Lemme Elektronik ersetzt. Durch Zuschalten unterschiedlicher Kondensatoren wird die Resonanzfrequenz der Tonabnehmer verschoben: Klasse Ergebnisse!!!
Vielleicht gefällt sie ja dem ein oder anderen Betrachter.
Da hast du eine schicke Gitarre gebaut. Eine Frage zum Gewicht habe ich: da das Harz m.E
eine größere dichte hat, ist die Gitarre wohl schwerer als üblich. Was wiegt die wenn ich fragen darf?
LGbarbara
Hi, das Harz wird ja nur zweimal aufgestrichen. Das macht sich vom Gewicht her nicht bemerkbar. Ich stell sie am Montag auf die Waage.
LG Reiner
2,4 kg!
Ist das Foto bearbeitet worden oder sieht die in Wirklichkeit so auf.
Schöne Gitarre, aber die Holzsorte kannte ich bisher nicht. Ist das ähnlich wie Pappel?
Viele Grüße
Marianne
Hallo Marianne,
ja, sie ist so leicht wie Pappel. Ich habe einige Gitarren aus Pappel gehabt. Der Klang meiner, aus Paulownia gefertigten, ist m.E. perkussiver.
Die Seymour Duncan machen natürlich auch das Beste aus dem, was das Holz hergibt.
LG Reiner