Sonstige – Uwe Beger

Sonstige – Uwe Beger

Bariton Esche Einteiler – Uwe Beger

Nachdem in 2014 ein 5-saitiger SR-Bass und in 2015 eine Telecaster von ML-Factory erfolgreich aufgebaut wurde, suchte ich für 2016 nach einer weiteren Herausforderung. Eine Fender Stratocaster wurde 1980 nach meinen Vorstellungen umgebaut. Sie war die Inspiration für weitere Projekte und ist am Ende der Bildergalerie zu sehen. Die neue sollte eine echte Bariton-Gitarre werden! Suchte nach Tonhölzern im Netz und fand dann einen passenden Esche-Einteiler, aus dem man die geplante Kontur mit der elektrischen Stichsäge aussägen kann, besser wäre, klar fräsen, denn anschließend ist viel Handarbeit nötig. War auch so, will weiteres so kurz wie möglich beschreiben!

Habe mir dann für die Halslasche, PU- und Elektronikfach eine Oberfräse ausgeliehen, hat zur Folge, dass man entsprechende Frässchablonen erstellen muss. Mit der Holzmaserung und Papierschablonen wurde die ungefähre Endform des Bodies definiert. Halslasche gefertigt, Hals angeschraubt, Steg ausgerichtet und gebrauchte Saiten montiert. Mit der Non-Tremolo Bridge war es möglich, die Saiten einfach so in die Reiter einzuhängen, daß die optimale Position und die Mensur korrekt angerissen werden konnte. Bisher lief alles nach Plan, nur die Bohrungen durch den Body stellen ein Problem dar! Handelsübliche Bohrständer haben einen zu kurzen Arm, um alle 6 Locher zu bohren. Mit einem Bohrwerk wäre das machbar, ist aber nicht vorhanden. Von Hand bohren geht eigentlich auch nicht, da die 6 Löcher verlaufen, zudem muss man einen längeren Bohrer verwenden, damit man überhaupt durchkommt, der neigt noch mehr dazu, daß die Bohrung nicht senkrecht durch den Korpus läuft! Wollte den Einteiler-Body auf keinen Fall ruinieren, fertigte aus dem abgesägtem Eschenholz vom Body eine Bohrvorrichtung im Bohrständer mit dem verwendeten Bohrer. Diese Führung wurde auf den Body aufgelegt, die Löcher konnten vorher durch vormontierte Bridge angerissen werden, mit einer Hand gehalten und mit dem Akkuschrauber / Bohrer, mit der anderen Hand gebohrt – hat funktioniert.

Für die optimale Schaltung und die Anordnung der elektrischen Komponenten wurden viele Varianten durchgespielt, habe mir Zeit gelassen und alles dokumentiert. Die erforderlichen Maße wurden von der Vorderseite auf die Rückseite übertragen, damit das Elektronikfach gefräst werden kann.

Die Aussparung für den 4-Way OAK-Schalter auf konventionelle Weise ist auch nicht zu unterschätzen. Ein Schnitt zu weit, egal mit welchem Werkzeug, kann alles ruinieren. Die Oberfläche wurde abschließend mit Körnung 1000 geschliffen, mit Clou Wasserbeize 152 Gelb gebeizt und 3 x mit Holzöl eingelassen.

Aus eigenem Interesse wurde zum Projekt eine Stückliste und ein Arbeitsplan erstellt. Weitere nicht erwähnte Zwischenschritte können auf Anfrage mitgeteilt werden. Obwohl die gewählten Pickup’s zufällig gebraucht und relativ günstig im Internet zu haben waren, unterm Strich kam eine stattliche Summe für die Materialkosten zusammen, wurde aber nicht so wahrgenommen, da einige Anbauteile, Werkzeuge und Verbrauchsmaterial schon vorhanden waren. Von der geleisteten Arbeitszeit ganz abgesehen.

Schalterfunktionen [Potis S1 – S4, Schalter S5 – S9, s. Bild]:

Bauteile:
– Europäische Esche Einteiler, Korpusstärke 45 mm, leicht geflammt.
– Göldo Bariton Hals, Mensur 706 mm.
– Fender Vintage Mechaniken chrom mit Schlitz (stärkere Saiten möglich, Bohrungen evtl. bei Standardmechaniken für E-Gitarre zu klein, waren auf bereits erwähnter Stratocaster und wurden dort bei Umbau durch Schaller ersetzt).
– DiMarzio Humbucker Steve Vai Evolution Bridge PU, F-Spaced, 4-adrig splittbar.
– DiMarzio Humbucker D-Activator Neck PU, F-Spaced, 4-adrig splittbar.
– Brücke, Fender Style – Non Tremolo Bridge.
– Sattel, Zero Glide Nut System.
– Saiten, Elixir Baritone .012 – .068, Stimmung A-D-G-C-E-A, werden bei nächstem Tausch durch stärkere Saiten (.014 – .080), wg. Saitenspannung, ersetzt.
– Passivschaltung [S6] mit Volume [S1] – und Tonepoti [S3-unterer Drehknopf].
– Aktivschaltung State variable Filter [S6] mit eigenem Platinenlayout, entnommen aus Stratocaster-Umbau 1980 (hat 2015 neues 9 V Modul erhalten), wird hier nun mit 18 V betrieben, kombiniert mit Passiv Tonepoti [S3-unterer Drehknopf].
– Gurtpins Security Locks.

Schaltfunktionen (42-Variationen bei Akktiv- oder Passivschaltung):
– Minikippschalter ON OFF ON [S6] – Umschaltung Passiv- / Aus (Tone Kill !) / Aktivschaltung.
– Schalterstellung Passiv [S6], Volume-Poti [S1] und Tone-Poti [S3-unterer Drehknopf].
– Schalterstellung Aktiv (State variable Filter) [S6], Volume Poti [S1] und Tone-Poti [S3-unterer Drehknopf, Passivregelung], Resonanzspitze Poti [S2] und Resonanzhöhe Tandempoti [S3-oberer Drehknopf].
– Aktivschaltung Verstärkung [S4-Poti 4] 1-10 fach (18 V, 2 x 9 V Blockbatterien). Pickupschaltungen, unabhängig von Passiv- oder Aktivschaltung:
– 4 – Wege OAK Telecaster [S5], Schalterstellung 1 Bridge – 2 Bridge & Neck parallel
– 3 Neck – 4 Bridge & Neck seriell.
– Minikippschalter Neck ON ON ON [S7]: Humbucker seriell – Single Coil – HB parallel.
– Minikippschalter Bridge ON ON ON [S8]: Humbucker seriell – Single Coil – HB parallel.
– Minikippschalter ON ON [S9], Phasenumkehrung, wenn beide PU’s in Reihe oder Parallel geschaltet sind.

Klangerlebnis:
Finde das Bariton – Grollen einfach genial, eine E-Gitarre klingt dagegen fast niedlich, ist nicht so – darf man nicht sagen – entsteht nur beim momentanen Vergleich!!! 24 Bünde sollten es in dieser Performance sein, Solos können durch tiefe, ergonomische Cutaways auf der 6-st. Saite noch im 24. Bund gespielt werden. Das Pelektrumspiel macht keinen Unterschied zur E-Gitarre. Die dickeren Drähte fordern aber beim Picking mit Fingernägeln, ein Umdenken in Richtung Bass mit Fingerkuppen! Kenne hierfür aber kein richtiges Notensystem, Violinschlüssel wird zu tief und Bass zu hoch, Oktaven verschieben (8va oder 8vb, eigentlich nur Bass-Schlüssel) geht auch! Z.B. Violinschlüssel benutzen, eine Oktave tiefer gespielt, dann hat man Bariton – Noten (Anmerkung, gültig für Noten für Gitarre, 8 unter dem Violinschlüssel bedeutet, daß die Gitarre ohnehin schon eine Oktave tiefer wie ein Klavier klingt, also eigentlich 2 Oktaven!). Geht auch mit Tabs, eigenen Tabs oder einfach nur Umdenken.

Mit den Werkzeugen Barré – Akkorde bzw. Powerchords ist man schnell zu hause, egal bei welcher Stimmung. Wer möchte hierfür eine neues Notensystem lernen?! Die Mühe hat sich auf alle Fälle gelohnt. Für mich ist ein einzigartiges, flexibles Instrument entstanden. Dazu konnte die meiste Zeit bei schönem Wetter im Freien gearbeitet werden.

Anmerkung:
Die Gitarre wurde am 11.11.2016 bespielbar fertiggestellt, einige Änderungen können in der Bildergalerie von 2016-er mit den 2017-er Bildern abweichen, da auch Gebrauchsspuren hinzu gekommen sind. Das Instrument wird seitdem auch gerne gespielt!

Anbauteile wurden von ML-Factory verwendet, vielleicht eine Anregung für neue Bausätze !

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Bewertung 4.6 Sterne aus 65 Meinungen

22 Comments

  1. Hallo Uwe,

    das ist echt ein cooles Projekt. Die Materialauswahl gefällt mir, die Maserung faszinierend.
    Ich vergebe 5*****
    In diesem Sinne, keep rockin‘
    Viele Grüße,
    Torsten

  2. Servus Uwe,

    bin höchst beeindruckt. Ist ein tolles Teil geworden. Ein absoluter Hingucker…hab mir vor einiger Zeit eine Bass im gleich Look geleistet weil ich diesen einfach fantastisch finde. Das animiert mich einen Eigenbau selber zu probieren. Von mir 5*. Weiter so und bitte beim nächsten Projekt an mich denken…das würde ich wieder gerne verfolgen. Allerhöchsten Respekt für deinen Eigenbau. Grüße von Bernd

  3. Hallo Uwe, herzlichen Glückwunsch zum erneuten Bau einer Gitarre. War sicherlich sehr viel Arbeit . Von der Planung bis zur Ausführung . Viel Spass und Freude beim bespielen. Es grüßt Jörg Ohr

  4. Hallo Uwe ,
    ich bin begeistert , dass und wie Du eine Gitarre baust !
    Als Wiederanfänger im “ Gitarrespielen “ ( seit 35 Jahren stand meine Gitarre einsam im Gästezimmer) freue ich mich nun umso mehr , Dich als Lehrer zu haben .
    Gruß , Petra

    • Hallo Marie,
      danke für den Hinweis. Können wir leider so nicht nachvollziehen. Ein Test unsererseits in diesem Beitrag zum Musikerflohmarkt hat ohne Probleme funktioniert. Getestet haben wir gerade auf einem Windows 10 Rechner mit den Browsern IE, Firefox und Chrome. Der 4. Test lief gerade über ein iPhone (Safari) und auch das klappte. Vielleicht überprüfst du einmal deine Einstellungen (hast du evtl. ein Sicherheitstool installiert? Javascript muss bspw. erlaubt sein.) oder du testest einen anderen Browser. Gruß ML-Team

  5. Hallo Uwe,
    geiles Teil. Perfektion in Design und Verarbeitung. Alles gut durchdacht. Gute Auswahl der Materialien. Bin schon fast neidisch weil ich das so perfekt wie du nicht bauen könnte. Nach deiner genauen und ausführlichen Bauanleitung könnte man sich doch fast trauen selbst ans Werk zu gehen. Weiter so. Freue mich schon jetzt auf dein nächstes Wunderteil. Solch eine Arbeit muss belohnt werden. 5 Vollgassterne von mir.
    Gruss Manne

    • Hallo Hubertus,
      habe Dir gerade 5***** Startsterne gegeben, obwohl eine F-Bird nicht gerade mein Typ ist. Eine Bariton gibt es leider meines Wissens noch nicht als kompletten Bausatz. Bei Fragen stehe ich aber gerne zur Verfügung! Danke für die ***** !

  6. Finde ich Grosse Klasse! Sauber gearbeitet,ein sehr ausfuehrlicher Baubericht und ein fast kompletter Eigenbau.Mit der Farbgestaltung hat,wie auch ich erfahren musste, manch einer seine Probleme. Aber es ist ja unser Instrument und unser Konzept. Eine Bariton fehlt mir auch noch nach meiner V.Hab da schon was in Planung.Wird wohl Richtung Crossover aus Violine-Style und Metalstrat werden.Deine Arbeit bekommt von mir 5 Sterne.

  7. Hallo Uwe ,
    Ich bin kein Strat-Fan , und wenn ich sie gemacht hätte, wäre die Beize etwas dunkler ausgefallen. Schon deshalb , weil es ja ne Bariton ist. Aber wer will schon wissen was mir gefällt 😉 . Du hast sie ja für dich gemacht .
    Aber alleine schon was den Aufwand betrifft und die Tatsache das lediglich der Hals nicht selbstgemacht ist , muss ich sagen: Daumen hoch , von mir 5***** !!!
    Soweit man es den Bildern entnehmen kann , sieht alles recht sauber gemacht aus , und was das fehlende Profiwerkzeug angeht , da können wir uns die Hände reichen.
    Schön das bei dir alles glatt gelaufen ist :))
    Die Schaltung macht den Eindruck , als bräuchte man nen Lehrgang bevor man den Lötkolben aufheizt. 😉
    Kurz um , gelungene Arbeit , schöne Klampfe !
    Gruß , Jörg

    • Hallo Jörg,
      vielen Dank für Deine Einschätzung und amüsante Formulierung. Was den Lehrgang betrifft, die Schaltung wurde schon 1980 bei der 3 Humbucker-Strat eingesetzt, da ging alles nur aktiv, 2015 im 5-Saiter ML-Factory kam die Umschaltung aktiv / passiv dazu. Die 3 HB-Strat wurde dann 2016 mit der aktiv / passiv Schaltung nachgerüstet und bei der Bariton steht die Schaltung nun im Zenit! Hat sich also über Jahre hinweg entwickelt.
      Gruß, Uwe

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