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MLP – Uwe Gieseke

01 Uwe Gieseke - MLP  Bausatz02 Uwe Gieseke - MLP Kopfplatte03 Uwe Gieseke - MLP Pickup-Fach 104 Uwe Gieseke - MLP Pickup-Fach 205 Uwe Gieseke - MLP E-Fach verstaerkt06 Uwe Gieseke - MLP Korpus gebohrt07 Uwe Gieseke - MLP Decke gebeizt08 Uwe Gieseke - MLP Boden gebeizt09 Uwe Gieseke - MLP Binding10 Uwe Gieseke - MLP Lack Oberseite11 Uwe Gieseke - MLP Lack Unterseite12 Uwe Gieseke - MLP Mechaniken13 Uwe Gieseke - MLP E-Fach Abdeckungen14 Uwe Gieseke - MLP komplett montiert15 Uwe Gieseke - MLP Maserung Esche-Decke16 Uwe Gieseke - MLP Kopfplatte17 Uwe Gieseke - MLP Fertig

Bausatz MLP mit Eschedecke „The Third #3“

Seit meinem Umzug in eine andere Wohnung, habe ich keinen Bastelkeller mehr. Deshalb entschloss ich mich, mich mal an einen Bausatz zu versuchen, bei dem Body und Hals vorgefertigt und schon verleimt sind. Klar, das unterstützt nicht gerade meine Kreativität, allerdings kann ich dann die meisten Arbeiten in der Wohnung machen, und bei den wichtigen anderen Teilen, durch die Angebotsvielfalt, aus dem Vollen schöpfen. Ich bestellte also Ende Mai, eine Les Paul mit Esche-Decke bei ML-Factory. Auf die Löcher für Bridge und Stoptail verzichtete ich. Einige Tage später war sie da und ich begutachtete den Rohbau eingehend. Im Großen und Ganzen waren Korpus und Hals sauber verarbeitet und konnten mit wenig Aufwand in einen guten Zustand gebracht werden.

Die Außenkontur des Korpus war sehr gut, die Pickup- und E-Fach Fräsungen mäßig. Leimspritzer auf der Decke und nicht ganz sauber abgerichtete Bünde mussten beseitigt werden. Korpus/ Deckenmitte und Halsmitte waren nicht in einer Flucht. Der Hals selbst, war mit einer ganz leichten axialen Verkippung im Korpus eingeleimt. Das könnte ein Problem werden, da auch eine Torsion so nicht ausgeschlossen werden kann. Mit einem Stahlmaß kontrollierte ich die Bünde und die von mir befürchtete Torsion war nicht vorhanden.

An einem Wochenende erledigte ich erst einmal alle notwendigen Arbeiten, die vor dem Beizen sinnvoll waren. D.h. schleifen, schleifen und noch mal schleifen; Bünde abrichten und verrunden, E-Fächer nacharbeiten und den Übergang vom Halsfuß zum Korpus auf ein erträgliches Maß bringen.

Die Kopfplatte bekam eine „Open Book“ Kontour. Dazu musste ich erst das Binding lösen und nach den Fräsarbeiten ein neues Binding anlegen. Löcher für Brücke und Stoptail wurden gebohrt, die Bohrungen für die Potis von 8 auf 10 mm erweitert und an der einen oder anderen Pickup-Ausfräsung ein bisschen Holz eingefügt oder weggenommen. Die Pickupfräsungen waren, wie man auf den Fotos sehen kann, nicht nur in sich schief sondern auch ausmittig. Um das auszugleichen, musste ich auch hier Hand anlegen. Die Pickuprahmen hätten die Ungenauigkeiten verdeckt, allerdings war für die Schrauben stellenweise nicht genug Fleisch vorhanden. In die E-Fach Fräsung setzte ich auch ein Stückchen Holz ein, da ich die Esche-Decke bei der Poti-Montage nicht ungünstig belasten wollte. Alle diese Arbeiten waren jetzt erledigt und so konnte die Beizerei losgehen.

Also, das Holz mit einem Schwamm wässern, trocknen lassen, schleifen und wieder mit dem feuchten Schwamm entstauben. So vorbereitet setzte ich die Beize an. In der Zeit, in der die Beize abkühlte, klebte ich die Bindings komplett ab. Wenn man sich später Arbeit sparen will, muss man hierbei sehr sorgfältig vorgehen; aber es lohnt sich. Beize, die das Klebeband dennoch passiert, kann man später mit einer Ziehklinge abschaben. Für die Farbgebung nutzte ich Pulverbeize von Clou und einen Flachpinsel. Korpusrückseite, Zargen und Hals wurden mit Kirsche dunkel“ auf den richtigen Farbton gebracht. Die Decke beizte ich erst mit Gelb G und den Rand mit Gelb R.

Die Kopfplatte wurde auf diese Weise Schwarz gefärbt. Später war mir das nicht schwarz genug und so färbte ich mit meinem Airbrush nach.

Um den Lack später richtig glatt zu bekommen, sprühte ich erst eine Schicht auf und ließ den Lack eine Stunde trocknen. Dann schliff ich Alles mit 800 Schleifpapier an, und sprühte nun in Abständen von jeweils einer viertel Stunde, mehrere dünne Schichten Lack auf. Dann wurde wieder geschliffen was das Zeug hält und einige Tage später noch einmal lackiert; wieder mehrere Schichten mit entsprechenden Wartezeiten. Wieder einige Tage später kam die 3. Lackierung drauf. Sie brachte ein ziemlich glattes Endergebnis. Jetzt wieder warten, bis der Lack durchgehärtet ist.

Die Wartezeit nutzte ich, um meine Signatur -im Gibson-Schriftstil- aus einer dünnen Messingplatte auszusägen und 2 Stifte zur Montage anzulöten und abschließend zu polieren.

Nach der kompletten Durchhärtung, eine Woche später, wurde die Oberfläche erst mit 400er, dann 1000er und endgültig mit 2000er Nassschleifpapier feingeschliffen und anschließend mit einem Lammfellschwabbel poliert. Da meine Vorstellung bei diesem Modell eine leichte „Gebraucht-Optik“ sein sollte, nicht Vintage, wurde die Hochglanzpolitur nicht bis zum perfekten Spiegelglanz gebracht. Alle Ausfräsungen wurden 2x mit Graphit-Lack eingepinselt. Ob eine Abschirmung notwendig ist, kann ich nicht sagen, schaden tut sie in keinem Fall. Jetzt konnte die Endmontage vorgenommen werden. Die Hülsen für die Brücke und die Mechanikenadapter wurden montiert; anschließend die Mechaniken selbst. Potis und Schalter hatte ich teilweise vorverdrahtet und verschraubte sie nun am Korpus. Da die Potis justierbar sind, konnte ich die Riffelachsen alle gleich lang herausstehen lassen. Die Löterei habe ich mir dadurch erleichtert, dass ich die Lötpunkte an den Potis schon vorher aufgebracht habe. Als zusätzliche Masse schnitt ich aus Kupferblech ein Kreuz mit 10 mm Löchern, das zwischen Potis und Holzfach kommt. Die Verdrahtung entspricht der „Ursprünglichen“ aus den Anfängen der Les Paul Modelle (50s wiring). Die Humbucker schraubte ich mit den PU-Rahmen auf die Decke, nachdem ich die Löcher vorgebohrt hatte. Die Montage von Buchsenblech und Klinkenbuchse komplettierten die Elektrik. Jetzt noch zügig die Saiten drauf, Stimmen, am Verstärker anschließen und genießen.

– Von wegen …

… während des Anspielens offenbarten sich einige Ungenauigkeiten, die bei der Abrichtung der Bünde entstanden sind. Also noch einmal Saiten runter und mit einem Stahlmaß die Bundhöhe kontrolliert. Wenn so ein Hals unter Saitenspannung kommt zeigen sich winzige Höhenunterschiede. Sie mussten noch ausgeglichen und poliert werden. Dann aber die Saiten wieder drauf und der nächste Test. Endlich ist „The Third #3“ fertig und kann sich hören lassen. Jetzt aber präsentiert sie sich erst einmal im Honey-Tobacco Gewand oder Translucent Amber oder Dirty Lemon oder FadedCaramel oder was auch immer. Sie ist definitiv keine exakte Kopie der originalen 59er oder 60er, aber unverkennbar eine Les Paul, die auch so damals hätte gebaut werden können.

In das Trussrodglöckchen habe ich #3 eingraviert. In Anlehnung an die Gibson „Collectors Choice“ Serie kam mir dieser Einfall.

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3 Comments

  1. Schöne Interpretation der Les Paul Standard! Die Ungenauigekeiten der Fräsungen/Produktion sind mir auch schon einige Male aufgefallen, aber der Preis rechtfertigt hier die Mittel.
    Es gibt natürlich auch Bausätze wo der Hals alleine mit EUR 500,- zu Buche schlägt, dort gibt es das halt nicht – Schwamm drüber. Ich, als Fan der „klassischen“ Les Paul Standard hätte das Schlagbrett montiert. 5 Sterne!

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