MLP – Jörg Meyer

MLP – Jörg Meyer

Hallo Bastelgemeinde.

Auch ich möchte euch dieses Jahr mal wieder mit einer meiner Kreationen belästigen.

Diesen Bausatz habe ich bestimmt schon seit drei Jahren im Keller und da er nun endlich fertig ist, dachte ich mir, kannste ja mal einreichen und kucken was dabei raus kommt.

Andere Projekte und Bandaktivitäten  hinderten mich daran, mit voller Hingabe über der Sache zu bleiben und deshalb hat’s halt a Bissl länger gedauert.

Zielsetzung :

Ich wollte ein fettes Instrument  als backup für meine Hauptklampfe, welches Bühnen und Proberaumtauglich ist. Daher hab ich mich für diesen Bausatz entschieden, da er doch recht hochwertig wirkte. Und eine echte „Paula“ hab ich noch keine.

Erste Schritte:

Da ich beim Auspacken noch keinerlei Vorstellung hatte wie ich die Schöne denn gestalten sollte, verlief unser erstes Date eigentlich recht entspannt. Ich inspizierte die gelieferten Teile und sortierte schon mal aus was ich nicht brauche. Und dann saß ich da mit ’nem Bierchen und überlegte. Eine der wichtigsten Phasen im Hobbygitarrenbau. Überlegen , Bierchen , Überlegen , Bierchen , Bierchen , Überlegen…. 😉

Letztendlich kam ich zu dem Schluss, dass sie aussehen soll, als hätte sie schon 30 Jahre Bühnenerfahrung. Eine durchgenudelte, abgeschredderte die schon 5-mal aus dem Koffer gefallen ist, Paula.

Gestaltung :

Grundsätzlich hat man bei diesem Bausatz eigentlich nicht viel Vorarbeit. Da er rundum mit Binding eingefasst ist und man somit keine unschönen Radien an den Kanten hat,

hab ich lediglich die Flächen mit 320er Schleifpapier geglättet. Das sollte fürs erste genügen, dachte ich. Leider wurde nach dem ersten Durchgang mit Holzbeize sichtbar, dass sich da noch Kleberreste auf dem Deckenfurnier zwischen den Pickuptaschen und auch an den Zargen befinden (siehe Bild). Für mein Vorhaben was die Optik angeht eigentlich gar nicht so schlimm, aber ich hab nochmal geschliffen.

Ist auch weiter kein Problem, doch sollte man mit dem Schleifen der Decke (dünnes Furnier) schon vorsichtig sein.

Den Body hab ich auf der Decke mit Clou Holzbeize “ Teak gelb“ und Zargen und Rückseite, sowie auch später den Hals mit “ Nussbaum“, gebeizt.

Nach dem ersten Beizgang habe ich alles mit 600er geschliffen und nochmal gebeizt.

Nun sollte der Hals zum Body. Bei diesem Model hat man da, auf Grund der gefrästen Tatsachen wie Halstasche und Halsfuß, nicht viel Spielraum. Man sollte unbedingt im Vorfeld schon mal abklären ob da alles stimmt. In meinem Fall musste ich an den Auflageflächen des Halsfußes die an den Zargen aufliegen, etwas nacharbeiten. Aber Grundsätzlich ist alles schon so genau gearbeitet, dass der Hals auch von alleine in der Tasche stecken bleibt. Dies spricht wiederum für die doch sehr gute Qualität der Bausätze, denn wäre an diesem Punkt zu viel Spiel, hätte der Neuling unter den Gitarrenbauern ein Disaster. Vorrausgesetzt die Fräsung stimmt auch in allen anderen Komponenten.

Während der Hochzeitszeremonie hatte ich wieder viel Zeit zum Überlegen und vor allem für ein Bierchen. Es ist schon entspannend, Leim beim trocknen zu zusehen.

Als alles schön getrocknet war hab ich Schnellschleifgrundierung aufgepinselt und nach dem Trocknen (geht schneller wie Holzleim) wieder geschliffen.

Dieses mal mit 600er nass geschliffen und auch gleich die Stellen an denen das natürliche Holz wieder durch kommt,  weitestgehend auf den Endzustand gebracht.

Normalerweise würde man jetzt nochmals Grundieren und noch feiner Schleifen um hinterher einen perfekten Klarlack zu erhalten.

Mein Ziel war allerdings, keinen perfekten Klarlack zu bekommen.

An diesem Punkt spielen einem die ganzen Fehler die man schon irgendwann mal gemacht hat in die Karten.

Lackierung:

Zuerst hab ich das Binding gesäubert, was in der Regel mit einem scharfen Entgratungsmesser oder einer Klinge für Teppichmesser ganz gut funktioniert.

Alles rundum schön abziehen und die Kanten brechen. Danach alles komplett mit Waschbenzin gereinigt. Verdünnung wäre hier zu aggressiv und auch nicht gut fürs Binding. Auch diesen Arbeitsschritt hab ich nicht so sorgfältig wie es sich eigentlich gehört  durchgeführt.

Nun ging’s ans Lackieren. Ich habe für die erste Schicht einen 1K Klarlack aus dem OBI Autolacke Regal verwendet (Wasserbasis). Der stand allerdings schon einige Zeit (Jahre?) in meinem Keller und war für mein Vorhaben wie geschaffen. Nach dem Trocknen bekam lediglich die Decke eine zweite Schicht. Hierfür hab ich das Binding abgeklebt und als erstes das Bursting mit einem Schwarz transparentem Klarlack aufgebracht. Anschließend nochmal eine Schicht Klarlack.

Für den schwarzen Burst kann ich nur empfehlen, sich ein Sortiment Sprühköpfe für die Spraydose zu zulegen. (gibt’s auch bei den Autolacken)

Ich hab mir vorher eine Schablone aus Karton gemacht und an dieser „geübt“. Auf der Gitarre selbst, hab ich das dann frei Hand übertragen.

Der alte Lack und die Tatsache, dass es viel zu kalt in meinem Keller war, haben meine Erwartungen bestätigt, und ich habe während dem Aufsprühen schon gemerkt, dass das Qualitativ so richtig Sch…. wird. Aber dass war ja genau das was ich wollte.

Nach einer ausgedehnten Trockenphase ging es wieder ans Schleifen. Das Ganze nass mit 600er / 800er /1000er .

Finish:

Das Ergebnis nach dem Lackieren konnte sich schon sehen lassen. Auf den Bildern ist ganz gut zu erkennen, dass feine Bläschen, etwas trübere Bereiche, sowie ein „crackle-effeckt“, entstanden sind. Zu guter Letzt hab ich alles mit Clou Antikwachs aufpoliert um der ganzen Sache noch etwas Glanz zu verleihen.

Hals und Kopfplatte:

Zur Kopfplatte muss ich sagen, kann man machen, muss man aber nicht 😉 Das Kopfplattenfurnier ist mir auf eBay in die Fänge gegangen und ich hielt’s für ne tolle Idee. Aufgeleimt und angepasst, mehr will ich dazu nicht sagen.

Ich hatte noch Wilkinson Vintage Tuners zur Hand, welche ich montiert habe, um Spuren auf der Rückseite der Kopfplatte zu hinterlassen. Es sollte der Eindruck entstehen, dass hier schon mal Nachgerüstet wurde.

Dem Griffbrett selbst, dem wichtigsten Bereich einer gut funktionierenden Gitarre, muss ich leider einen Punkt abziehen. Welcher Asiatische Freund das auch immer bundiert hat, was mich im Zeitalter von CNC und minimalen Toleranzen schon etwas wundert, aber er sollte mal die Abteilung wechseln.

Wenn du nach gründlichem Sattel feilen, Halskrümmung und Bridge einstellen feststellst, dass du auf der 1E im ersten und zweiten Bund die gleich Note spielst, ist was faul. (mal von der Saitenlage abgesehen) Aber was wäre der Mensch ohne Aufgabe. Somit hab ich die Bünde abgerichtet. So konnte ich wenigstens mein selbst erstelltes Tool zum Abrichten mal zum Einsatz bringen. Ich hatte es noch nie in Gebrauch, aber wenn man dann ein positives Ergebnis hat, ist dass auch geil und man wünscht sich noch mehr schlecht bundierte Griffbretter. ;)) kleiner Scherz.

An den Inlays hab ich mich auch noch ausgelassen. Im 5ten hab ich das Inlay ausgetauscht. Das war ursprünglich, im Vergleich zu den anderen Bünden die schön in MOP –Optik schimmerten, einfach nur weiß. Ich hab das Originale mit dem Dremel rausgefräst und durch ein neues ersetzt. Im 12ten Bund hab ich, ebenfalls mit dem Dremel, mein Logo verewigt. Mit schwarzem Lack und anschließendem verschleifen, hab ich das Ganze hervorgehoben.

Hardware + Pickups:

Da ich eine solide Begleiterin wollte, hab ich in diesem Punkt etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Speziell was die Mechaniken angeht wollte ich nichts dem Zufall überlassen.

Die mitgelieferten Komponenten sind für den Hausgebrauch zwar okay, aber auf lange Sicht,  sollte es dann doch hochwertiger sein.

Bridge und locking Tuners aus dem Hause Schaller. Die Tailbar, Saitenhalter oder wie immer man es bezeichnet, ist aus dem günstigerem Regal. Muss ja auch nur die Saiten halten.

Pickups sind von EMG, James Hetfield Signatur, Aktiv und solderless. Also zum stecken und nicht zum Löten, außer am 3 Wege toogle switch.

Ich hab das Set jetzt in 3 Gitarren verbaut, weil es halt einfach der Sound ist den ich will und ich keine großartigen Soundschwankungen brauchen kann. Aber trotzdem klingt jede der 3, auf Grund der Hölzer und Bauart, anders.

Fazit:

Ich hab das was ich wollte. Eine fett klingende, abgefuckte Paula die keine Wünsche offen lässt. Sie hat definitiv den Punch und die Wärme die ich mir erwünscht hatte, und rein optisch find ich es einfach schade, dass sie die meiste Zeit wohl im Gigbag und nicht im Wohnzimmer an der Wand verbringt.

In diesem Sinne:

Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und wünsche allen anderen Teilnehmern viel Erfolg und vor allem, viel Spaß mit euren Kreationen.

\m/

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Bewertung 4.7 Sterne aus 28 Meinungen

4 Comments

  1. Welcome back, Jörg.

    Deine künstlerische Fähigkeit in Sachen „used look“ hat mich voll überzeugt.
    Eigentlich war ich schon drauf und dran, Dir 5 Sterne geben zu wollen- bis ich Deine Kopfplatte sah.
    Gib zu, das hast Du als Aprilscherz gemeint.
    Bestimmt hast Du noch in der Hinterhand eine Kopfplatte mit einem Meyer-Logo und wartest jetzt aus Neugier erst mal die Reaktionen ab…
    Oder bist Du tatsächlich so ein zweiter Konrad Kujau?
    Ich hätte ehrlich gesagt viel zu viel Schiss vor einer Beschlagnahme und einem Bußgeld.
    Was anderes als -mindestens- Vortäuschung falscher Tatsachen ist es mit dieser Kopfplatte jedenfalls nicht.
    Oder wie würdest Du das nennen?
    Aber Du hast ja ganz sicher noch einen zweiten Hals parat, so nach dem Motto „Ätsch-wer zuletzt lacht…“
    Dann bekommst Du auch von mir 5 Sterne.

    • Hallo Uwe . erst mal danke für die Blumen. Leider muß ich dich entäuschen. Es gibt keine
      „Meyer-Kopfplatte“ 😉 , zumindest für dieses Projekt. Und wer auch immer Konrad Kujau ist ,
      werd ich wohl mit der Angst im Nacken leben müssen. Spass bei Seite . Wie oben schon erwähnt , hielt ich es damals für nen Gag ,als ich mir das GIBteSschON Furnier gekauft habe .Jetzt ist es schon mal drauf und ich möchte der Schönen nicht nochmal Schmerz zufügen. Mir hat das Herz schon bei den ganzen Dings und Dongs geblutet. Die nächste kommt bald und mit legalem Logo.

      Gruß , Jörg

      • Hallo Jörg,
        Konrad Kujau war der König der Fälscher.
        Stichwort Hitler-Tagebücher.
        Dem seine Werke waren so perfekt, dass es mittlerweile Fälschungen von Kujau-Fälschungen gibt.
        Leider hat der Schelm auch einige Jahre dafür büßen müssen.

        • Hallo Uwe , jetzt wo du es erwähnst….
          Mir war nur der Name nicht mehr gläufig. Aber Kujau ist dann wohl doch ne andere Liga. Ein Fälscher , fälscht und verkauft als echt. Ich bilde nach und weise darauf hin 😉 :)). Und ein Kenner merkt schon am Hals dass das keine echte Paula ist.
          Somit komme ich hoffentlich Straffrei davon.
          Gruß , Jörg

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