MLP – J. Brecht

MLP – J. Brecht

Folgender Bausatz mit Zubehör wurde verwendet:

  • E-Gitarren-Bausatz/Guitar Kit MLP Ash Top Custom Mahagoni
  • Brücke: Roller-Bridge II chrom
  • Gurtpins: Security Locks chrom
  • Mechaniken: Wilkinson Mech. 3/3 chrom
  • Tonabnehmer: Wilkinson Humbucker chrom

zusätzlich habe ich mir besorgt:

  • Schaller chrom Humbucker Rahmen für gewölbte Decken für Neck- und Bridge-Humbucker (Frame 200 +205)
  • Göldo Pickguard-Rohplatte 3-lagig, Farbe Grey Pearl
  • Thomastik Flatwound-Saiten Jazz JS110

weiteres Material:

  • Clou Beize auf Wasserbasis Farbe Blau und Mahagoni hell
  • Leinöl
  • Schellackploliturset
  • verschiedene Schleifmittel (Schleifpapier versch. Körnung, Polierwatte, Stahlwolle fein)
  • Bundfeile und verschiedene feine Schlüsselfeilen
  • Göldo fretboard guard

Das fertige Ergebnis sieht so aus:

MLP - J. Brecht 01

Der Weg zum Ziel:
Da ich bis dato keine Erfahrung und Ahnung hatte wie eine Gitarrenbausatz fertiggestellt wird, erst mal im Internet schlau gemacht. Ziel war es ein Gitarre, bei der die Holzstruktur schön zu sehen ist, fertigzustellen. Nach Recherche hab ich mich für folgendes Vorgehen entschieden: Farbbeizen auf Wasserbasis, anschließend leichtes Ölen mit Leinöl und zur Versiegelung auftragen von Schellack als Schellackpolitur.


Arbeitsschritte:
1. Vorbereiten der Gitarre:
Obwohl die Gitarre bereits gut vorbereitet wirkt, habe ich sie zunächst geschliffen (120,180 u. 240 Papier). Anschließend befeuchtet und danach mit feiner Stahlwolle und nochmals mit feinen Schlefpapier abgeschliffen.
Tipp: Überall, wo auch nur die geringste Leimspur zu sehen ist, wird keine Beize auf Wasserbasis angenommen. Hier war ich nicht großzügig genug beim Abschleifen und mußte später nacharbeiten.

2. Fehlende Bohrung ergänzen:
Da ich an meinem Exemplar keine Bohrung für das Massekabel zur Brücke gefunden habe (wurde vermutlich vergessen), habe ich eine Bohrung vom Potifach zur Bohrung für den Saitenhalter gemacht.

3. Bünde bearbeiten:
Die Bünde sind schon vorbereitet, dennoch habe ich sie im Bereich des Bindings fein abgeschliffen (400 Papier), die Ende der Bünde mit der Bundfeile und den Schlüsselfeilen schön rund gefeilt.
Tipp: Auch wenn man hierzu den Fretboard guard einsetzt, fallen kleine Metalspäne auf das Griffbrett, deshalb vorher mit Malermaskierband abkleben.
Nach dem Abkleben habe ich die Bünde mit einem Mikrofasertuch und Autosol Edelchromstahlpolitur poliert. Auch hierzu muss das Griffbrett abgeklebt sein, da es sonst schwarz wird.
Anschließend wurde das Griffbrett mit Leinöl eingelassen. Und nach dem Trocknen sauber abgeklebt.

4. Beizen der Gitarre:
Tipp: Obwohl die Beize wasserlöslich und damit wieder abwaschbar ist, empfiehlt es sich das Bindung sauber abzukleben. Ich habe das erst später gemacht, nachdem ich mehrmals das Binding von Beize und später mit Beize gefärbtem Schellack gereinigt hatte.
Die Beize habe ich mit einem Spültuch aufgetragen, trocknen lassen. Da sich danach die Holzfaser wieder aufstellen, wurde die Oberfläche mit feiner Stahlwolle abgerieben und anschließend fein (400-er Paier) abgeschliffen. Dann wurde die Beize erneut aufgetragen, bis der gewünschte Farbton erreicht war und dann mit feiner Stahlwolle abpolliert. Zum Anfeuren der Maserung habe ich etwas Leinöl aufgetragen.
Tipp: Bei der Schellackpolitur werden wieder Farbpartikel herausgelöst und das ganze wird dann deutlich heller. Ich würde heute das Beizen mit Abschleifen 2 mal machen und dunkler färben. Besonders das Holz, das die Beize schlecht annimmt, entfärbt bei der Schellackpolitur am meisten, sollte also dunkler gefärbt sein. Nachdem das Leinöl eingezogen war konnte der nächste Schritt begonnen werden.

5. Autragen der Schellackgrundierung:
Bei der Schellachgrundierung werden Schellack stark verdünnt mit Alkohol und Bimsmehl auf die Hozoberfläche aufgebracht, durch das Polieren werden die Poren mit Bimsmehl und Holzabrieb mit Schellack gefüllt.
Tipp: Bei diesem Prozess werden Farbpartikel besonders an schlecht gebeizten Stellen (Leimreste usw.) abgerieben. Mit Tuschefeder und schwarzer und blauer Tinte konnte ich dies tw. ausbessern.

6. Auftragen der Schellackpolitur:
Nach dem Grundieren wurde die Schellackpolitur in mehreren Schritten aufgetragen.
Tipp: Wie eine Schellackpolitur gemacht wird findet ihr hier: https://www.youtube.com/watch?v=iko4oZygG3g . Solange der Schellack nicht ausgehärtet ist, besteht immer die Gefahr, dass ihr ihn wieder abreißt oder Spuren hinterlasst. Deshalb eine Seite nach der anderen fertigstellen,  fest wird er erst nach 2 – 3 Tagen. Zwischen den Polierschritten solltet ihr 12-24h Trocknung einplanen. Die Schlusspolitur sollte frühestens nach einer Woche erfolgen.
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7. Einschrauben der Mechaniken:
Die Mechaniken lassen sich problemlos einschrauben und befestigen.
Tipp: Es gibt nicht nur rechte und linke Mechaniken, sondern auch unterchiedlich schnell drehende. Vor dem Einbau prüfen.

8. Saitenhalter- und Brückenbefestigung:
Mit dem Gummerhammer wurden die Befestigung für Saitenhalter und Brücke eingeschlagen. Damit das Massekabel Verbindung hat, habe ich es abisoliert und um die Befestigung des Seitenhalters beim Einschlagen gelegt. Leider musste ich nach dem Einschlagen feststellen, dass das Massekabel dabei abgerissen ist. Es ließ sich noch durch den Bohrkanal schieben, verschiedene Versuche es zu befesteigen u.a. Einschrauben mit dem Saitenhalter scheiterten.
Lösung:
Ich habe das Bohrloch etwas mit Stahlwolle unterfüttert, an das Massekabel einen dicke Lasche mit Lötzinn gelötet und vor dem Einschrauben des Saitenhalter noch mit Stahlwolle aufgefüllt. Beim Durchmessen war der Widerstand dieser Lösung bei 0,6 Ohm.
Tipp: Die Befestigung der Rollerbridge muss tief eingeschlagen werden, damit die Lage der Saiten vernünftig einzustellen ist.

9. Einlöten der Hardware:
Drei-Wege-Schalter verlötet, Humbuckerkabel eingelegt und verlötet. Anschlussbuchse verlötet.
Tipp: Da beim Löten immer Lötzinn heruntertropfen kann, am besten immer ein Tuch oder ähnliches unterlegen. Schellack ist temperaturempfindlich.

10. Befestigung von Gurtpin und Buchse:
Buchse und Gurtpin werden festgeschraubt.
Tipp: Die Schrauben gehen nur gut in das harte Mahagoni-Holz, wenn vorher mit einem kleineren Bohrer vorgebohrt wird (2,5-Schrauben 2-er Bohrer usw.)

11. Befestigen der Humbucker-Rahmen:
Die mitglieferten creme-farbenen Rahmen haben mir – wie auch die Elektronikabdeckungen – nicht gefallen. Ich habe deshalb Chrome-Rahmen von Schaller für gewölbte Decken bestellt.  Diese habe ich versucht zu befestigen und durch den Schraubenzug plan anzulegen. Mit dem Erfolg, dass diese zweimal ausgerissen sind.
Lösung: Die Chromrahmen wurden mit Schlüsselfeilen an die Decke angepasst und dann mit längeren Holzschrauben (2,5 x 20 Messing) befestigt.
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12. Ersatz der mitgelieferten Abdeckungen und des Schlagbrettes:
Da mir die mitgelieferten Abdeckungen und das Schlagbrett nicht gefallen haben, habe ich eine Schlagbrett-Rohling von Göldo in grau-pearl bestellt. Die mitgelieferten Teile dienten als Vorlage. Mit der Laubsäge wurden die Teile ausgesägt, mit Schlüsselfeilen angepasst und feinem Schleifpapier nachbearbeitet.
Tipp: Die Schutzfolie des Schlagbrettrohlings sollte bis zum Schluss belassen werden, da sonst Krazter nicht zu vermeiden sind.

13. Einstellarbeiten:
Zunächst habe ich die Höhe der Brücke eingestellt. Hierzu habe ich ein alte G-Saite aufgezogen. Da die Brückenbefestigung nicht tief genug eingeschlagen war, wurde diese nocht tiefer eingeschlagen. Die Brücke musste trotzdem ganz heruntergedreht werden, damit eine gute Saitenlage erzielt werden konnte. Nach Aufziehen der Saiten wurde die Halskrümmung eingestellt und anschließend die Oktavreinheit der einzelnen Saiten überpüft und ggfls die Einstellschrauben an der Rollerbridge verändert.
Tipp: Da beim Spielen einige Tage der Hals immer wieder nachgestellt werden musste, würde ich die Truss rod Abdeckung erst nach dem Einspielen befestigen. Ich habe sie inzwischen das zweite Mal abgeschraubt. Die Höheneinstellung der Humbucker-Tonabnehmer erfolgte nach Gehör.
Da mir klassische E-Gitarren-Saiten in der Kombination mit dem Chrome-Rahmen zu „metallisch“ klangen, habe ich inzwischen 10-er Thomastik Flatwound Saiten (JS110) aufgezogen. Der Klang und Sustain ist klasse.

Hier noch ein paar Bilder:
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Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir die Variante mit oder ohne Schlagbrett besser gefällt.

Nochmals vielen Dank. Es war viel Arbeit, hat aber mächtig viel Spaß gebracht und das Ergebnis (klanglich) überzeugt. Den Rest müßt ihr beurteilen. Ansonsten freue ich mich auf eure Bewertung. Ich hoffe es gibt einen Anfängerbonus.

J. Brecht

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1 Comment

  1. Ich konnte die Gitarre heute selber begutachten und ausprobieren.
    Mein Fazit: Hut ab…dafür dass es die erste Gitarre Marke Eigenbau ist…grosses Kompliment!

    Die Verarbeitung ist einwandfrei. Besser als bei einigen Ladenmodellen anderer Hersteller.
    Beim Anfassen der Gitarre fällt sofort auf, das sich alles sehr geschmeidig anfühlt.
    Ebenso das Griffbrett. Daher ist es eine wahre Freude mit dieser Gitarre zu spielen.
    Sie lässt sich sehr leicht bespielen.

    Auch die Optik ist sehr ansprechend(vor allen Dingen weil blau sowieso meine Lieblingsfarbe ist :-)). Eigentlich ist die Kombination Blautöne mit Brauntöne meiner Meinung nach ein wenig gewagt. Allerdings finde ich, dass genau diese Kombination von Farbe dieser Gitarre noch das gewisse Sahnehäubchen obendrauf legt.

    Klanglich steht diese Gitarre der Bewertung der Optik und Bespielbarkeit in nichts nach.
    Sie überzeugt beim Spielen von Verzerrten Powerchords genauso wie beim Cleanen „Rum – Funken“. Dabei kommt der Klang immer sehr Transparent rüber, und wirkt nie überbetont in einer Richtung hin, sondern stets neutral.

    Fazit:

    Positiv
    -Gute, saubere Verarbeitung
    -Sehr gute, leichte Bespielbarkeit da sich das Holz, insbesondere des Halses sehr
    Geschmeidig anfühlt
    -Tolle wenn auch nicht Alltägliche Farbkombination
    -Toller Klang – nie negativ überbetont, neutral

    Negativ
    nicht im Handel erhältlich 🙂

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