MLP Flat Top – Jonathan Gottschalk

MLP Flat Top – Jonathan Gottschalk

Nachdem die Entscheidung gefallen war mir eine E-Gitarre anzuschaffen, habe ich mich in das für mich überwiegend neue und teils sehr überwätligende Thema eingearbeitet. Es sollte also letztendlich eine Gitarre im Les Paul-Stil mit Humbuckers werden. Online hatte ich schon eine mögliche Auswahl ins Auge gefasst, mit der Absicht im lokalen Gitarrenladen ähnliches zu finden. Als ich dann jedoch im Internet über einen günstigen Bausatz stolperte, wurde meine Lust selber zu basteln geweckt. Zu guter Letzt bin ich dann hier bei der Semi-Hollowbody LP Gitarre mit einem Flamed Maple (Furnier-)Top gelandet.

Farbgebung

Anschließend wurde das Holz der Gitarre mehrfach geschliffen, wobei das Holz zwischen den Schleifvorgängen angefeuchtet wurde. Die Korpusrückseite sowie die Korpusränder wurden abwechselnd mit schwarzer und dunkelroter Beize eingefärbt. Zusätzlich  wurde dazwischen auch noch eine Schicht Mahagoni gebeizt, um von einem leichten Rotstich zu einem leichten Braun zu gelangen. Nach dem Trocknen wurde an der Rückseite der mittlere Bereich leicht angeschliffen, sodass das Rot durchschimmert und am Rand ins Schwarze übergeht (siehe Foto). Selbes Verfahren wurde an dem Rand des Korpus durchgeführt. Jedoch wurde nur an wenigen Stellen minimal zum Rot durchgeschliffen (auf den Fotos nicht wirklich zu sehen).

Nach einem misslungenen Versuch die Decke hell also in natürlichem Holzton mit dezenten hell roten ‚Flammen‘ zu gestalten, welcher dann in einer eher pinken Decke mündete, musste die Decke mit einem dunkleren Konzept gerettet werden. Dazu wurde Beize aus schwarz, Mahagoni und dunkelrot in drei unterschiedlichen Tönungen gemischt (fast schwarz, sehr dunkelrot, helles rot mit Braunstich). Der äußere Rand der Decke wurde mit der dunkelsten Tönung gebeizt und anschließend ein Übergang zur restlichen Decke geschliffen. Selbiges Verfahren wurde mit den anderen Tönungen  durchgeführt, wobei jedoch immer mehr bis zur Deckenmitte gearbeitet wurde.  Die Kammer beim Schallloch wurde von innen noch schwarz gebeizt, damit dieses durch den höheren Kontrast besser zur Geltung kommt und zum restlichen Gestaltung passt. Schließlich wurden die Färbungen, die durch das Beizen am Binding entstanden waren, abgezogen. Ungeübte Hände führten dabei zu dem ein oder anderen  mehr oder weniger kleinen Kratzer. Die scharfe Kante des Binding wurde noch rund geschliffen, da diese beim spielen zu stark in den Arm schneiden würde.

Holzbehandlung

Nach langen Überlegungen war die Wahl zur Holzbehandlung auf Hartwachsöl in einer glänzenden Variante gefallen, was sich nicht als die beste oder einfachste Möglichkeit herausstellen sollte.

Der Korpus wurde also in mehreren Schichten mit sehr feinem Zwischenschliff mit dem Hartwachsöl geölt. Meine Recherche hatte ergeben, dass man Hartwachsöl noch nachpolieren könne. Dies konnte jedoch mit meinen Versuchen nicht bestätigt werden, zumindest mit diesem Hartwachsöl. Bei Polieren mit der Hand passierte nichts, während die Oberfläche beim Polieren mit einer Poliermaschiene ermattete. Also musste die letzte Schicht des Öls bereits optisch sitzen. Dünne Schichten, also nach Produktempfehlung, führten jedoch zu sichtbaren Striemen. Hingegen eine glatte Oberfläche gelang nur mit einer recht dicken Schicht. Die Korpusrückseite zeigte aber erste Probleme diesbezüglich; Die dicke Ölschicht fing ganz gerne Staub und Fasern aus der Luft auf. Dieses Problem zeigte sich jedoch extremer bei der Korpusdecke, sodass dort einige Male die Wachsschicht mit Stahlwolle abgenommen werden musste, bis man sich aus Angst, die gebeizte Decke noch völlig zum Ruin zu führen, mit einem bescheidenen Ergebnis und ein bisschen Staub in der Oberfläche abfand.

Problemlos verlief hingegen das Ölen des Halses. der mit Kirschbaum gebeizte Hals wurde nass mit dem Hartwachsöl eingeschliffen, um die Poren zu füllen. Die Oberfläche wurde glatt und glänzend.

Elektronik

Die Fächer der Elektronik wurden mit Abschirmlack angepinselt und deren Deckel mit Abschirmfolie beklebt. Als Tonabnehmer wurden zwei vieradrige Humbucker von Dimarzio anstelle jener des Bausatzes verwendet (Bluesbucker/Neck & DP 155/Bridge). Für die Tone-Regelung wurden zwei Push-Pull-Potis verwendet. Da  deren Achsen einen recht großen Durchmesser hatten, mussten die vorhandenen Löcher etwas aufgeohrt werden. Als Schaltung wurde eine von der Homepage von Seymour Duncan  genommen, sodass die Humbucker über die Tone-Potis gesplittet werden können. Ein wenig Zufall war wohl bei der Farbzuordnung der Tonabnehmerkabel am Werke, da dazu unterschiedliche Farbkodierungen zu finden sind und die Gitarre letztendlich dennoch richtige Töne ausgab.

Kopfplatte

Bei der Kopfplatte wurden der Schwung noch etwas verstärkt und eine Kerbe in die Mitte gesetzt. Auf die Kopfplatte sollten noch ein Sägefurnier aus Ebenholz aufgebracht sowie Inlays eingefügt werden. Die Inlays wurden aus einem 1mm Aluminiumblech gesägt und deren Oberfläche mit einem Dremel mit Details versehen. Im Sägefurnier wurden die gleichen Formen ausgesägt, sodass die Inlays reinpassten. Anschließend wurde das Furnier auf die Kopfplatte geleimt und die Inlays mit Zweikomponentenkleber eingeklebt. Spalten zwischen Ebenholz und Inlays wurden mit Ebenholzsägemehl aufgefüllt und der Kopf mit Hartwachsöl behandelt.

Sonstiges

Erste Überprüfung der Bünde enthüllten größere Unregelmäßigkeiten, sodass ein Abrichten dieser notwendig war. Dieser, mein erster, Versuch Bünde abzurichten, verbesserte zwar das Ganze, jedoch zeigte sich am Ende des Projekts, dass ein paar Bünde in den höheren Lagen noch nicht ganz ok sind. Da wird wohl irgendwann mal ein zweiter Versuch unternommen werden müssen. Fürs Erste muss es jedoch reichen.

Abschließend wurde die restliche Hardware angebracht. Die im Bausatz enthaltene Brücke wurde zu Beginn eingebaut, dann jedoch durch eine von Rollenbrücke von Schaller ausgetauscht, wofür die Löcher in der Brücke etwas weiter gefräst werden mussten, um zu passen. Die Rollenbrücke wurde damals bestellt in der Unkenntnis über deren eigentlichen Einsatzgebiets. Dennoch liefert sie deutlich bessere Ergebnisse als die im Bausatz beiliegende.

Ebenso wurde der Sattel durch einen hochwertigeren ausgetauscht, ein Schlagbrett angebracht und Bünde poliert.

Fazit

Insgesamt sind doch die ein oder anderen Probleme und Umwege aufgetreten, die ein mehr oder weniger ahnungsloses Ausprobieren und Improvisieren erforderten. Das Ganze hat durchaus seine Spuren an der Gitarre gelassen. Aber diese mögen dann eben ihre Geschichte erzählen.

Insbesondere für die Oberflächenbehandlung würde ich das nächste Mal eine Alternative suchen. So ist das ganze Projekt als das erste seiner Art als doch recht ok zu bewerten. Luft noch nach oben gibt es also sicherlich, aber dabei zu bedenken ist: auch einige Luft nach unten.

Ich hoffe etwas Inspiration, die ich überall gefunden habe, wieder weitergeben zu können.

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