MLP – Christian Pico-Sanchez

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Hallo Matthias!

Nach einigen Jahren Abwesenheit melde ich mich wieder zurück, diesmal mit einer Überarbeitung eines Bausatzes, der als Gitarre im Wettbewerb 2011 dabei war.

Änderungen gab es an der Kopfplatte, die wurde verlängert und Seitenteile wurden angefügt, die Bohrungen der Mechaniken verschlossen und neu gesetzt – so gleicht sie dem Open Book-Stil.

Die wahrscheinlich größte Änderung betrifft die gewölbte Decke, die fast vollständig entfernt wurde.

Warum nur fast?

Die Kabelkanäle für die Elektrik sowie das Elektrikfach sind im Body gefräst, die Decke darauf aufgeleimt, also musste ein Rest der Decke bleiben um nicht die Fräsungen freizulegen.

Der Grund war meine Idee einer Metal-Top-Les Paul, ähnlich derer, die man von Zemaitis Guitars kennt – grafisch wollte ich dabei aber andere Wege gehen.

Meine Vorliebe für Tattoos und vor allem Sugar Skulls lies ich in die Gestaltung der Decke und Kopfplatte einfließen.

Die Grafiken wurden von mir als Vektordaten angelegt und anschließend in einer Druckerei mit einem Lasercutter graviert/eingebrannt.

Als Material diente hier eine 1, 6 mm starke Acrylplatte mit 1 mm starker Aluminiumbeschichtung. Der Laser legte also den schwarzen Untergrund frei.

Im Vergleich zum „herkömmlichen“ Gravieren hat dieses Laserverfahren den Vorteil, dass es bedeutend schneller und präziser geht und der Preis nur ca. 10% der sonst anfallenden Kosten beträgt.

Die Bohrungen für die Potis sowie alle Schraublöcher und Tonabnehmeraussparungen wurden ebenfalls vom Laser geschnitten, er braucht in den Daten nur eine andere Strichstärke und eine definierte Farbe, um zu erkennen, dass er schneiden soll – schöne neue Welt! Selbes trifft auch für die Kopfplatte zu, die neue Form wurde durchgepaust, dann die Grafik eingefügt und die Löcher für die Mechaniken sowie die komplette Trussrod-Abdeckung eingezeichnet.

Da dieses Material nicht über die glockenförmige Wölbung der Les Paul-Decke zu biegen gewesen wäre und es sich gestaucht hätte, war klar, dass die Wölbung verschwinden muss.

Mit einem Bandschleifer war das auch relativ einfach zu bewältigen.

In einem Sonderband über Zemaitis Guitars habe ich entdeckt, dass Tony Zemaitis bevor er seine eigenen Pickups wickelte, Di Marzio-Pickups verwendete.
Zu dieser Zeit (1979) gab es nicht diese riesige Auswahl an Pickups wie heute, üblich waren der Super Distortion (DP100) sowie der P.A.F. (DP 103, später (2015) auch als 36th Anniversary PAF bekannt) – das klassische Al Di Meola-Set vor den Signature-Sets.

Ich habe beide Pickups aus dem Jahr 1979 und entschloss mich dazu diese einzubauen. Es handelt sich bei beiden Pickups um Versionen metallumsponnenen Kabeln, die Bodenplatte hat noch kein „Made in USA“. Im Unterschied zu den heutigen Super Distortion-Pickups hat der 1979er eine Impedanz von knappen 11kOhm und der P.A.F. misst 7,3 kOhm, also sind beide ca. 20% schwächer als die heutigen Varianten. Die Befestigungsschrauben wurden gegen Kreuzschlitzschrauben getauscht, Di Marzio’s  Schlitzschrauben mochte ich noch nie…

Als Potis kamen Alpha 500 log zum Einsatz, das sie für mich den angenehmsten Regelweg haben, der auch mit den Beschriftungen der Potiknöpfe korrespondiert, nicht wie etwa CTS, die zwischen 10 und 8 des Regelwegs schon extrem reduzieren und dann nur mehr Müll hervor bringen. Als Kondensatoren sind wieder alte Russische vom Militär im Einsatz.

Jeder blickt auf zum „Heiligen Gral 1959 Les Paul“. Was ist so besonders daran? Grundsätzlich werden diesen Gitarren eine gute Transparenz im Soundbild sowie ein großer Anteil „Telecaster-Charakter“ nachgesagt. Die meisten würden aber diese alten Paulas weiterhin wie neue – alle Potis voll aufgedreht – behandeln…

Als Les Paul-Spieler rate ich immer wieder die Potis zu benutzen, nicht alles auf 10 zu lassen. Durch die Reduktion der Lautstärke und der Höhen ergeben sich gerade beim Hals-Pickup hölzerne und harzige Sounds, die an einen Kontrabass erinnern. Die Mittelposition profitiert ebenfalls durch Luftigkeit im Klangbild, der Steg-Pickup bekommt mehr „Honk“.

Der Tonregler soll ja nicht den Sound verwaschen und mulmig machen, sondern bei richtiger Abstimmung die Härte und Schärfe aus dem Klangbild entfernen, dabei den Charakter beibehalten. Großteils wirkt sich das auch dynamisch vorteilhaft aus.

Natürlich erhält man das beste Resultat nur mit dem besten Setup der Gitarre: Halskrümmung, Saitenabstand sowie Abstand der Tonabnehmer zu den Saiten spielen zusammen.

Die ganze Zeit versuchen wir bei Gitarren die Reduktion der Saitenschwingung zu minimieren: Halsansatz (geleimt/geschraubt), Material der Brücke und des Sattels, Gewicht der Mechaniken – alles spielt eigentlich eine Rolle.

Vergessen wird aber meistens, dass der Magnet des Tonabnehmers den oft größten Einfluss auf das Sustain hat.

Ist der Pickup zu nahe an den Saiten zieht der Magnet die Saiten förmlich an sich und bremst damit das Schwingverhalten. Auch der Irrglaube, dass, wenn ein Pickup sehr nahe an den Saiten sitzt, sich mehr Höhen ergeben, ist nicht richtig.

Versucht einfach den Pickup ein Stück weiter weg von den Saiten zu belassen, wenn es zu mulmig klingt und keine (Anschlags-)Dynamik da ist.

Ich persönlich stelle immer zuerst den Hals-Pickup ein, mein Maß der Dinge ist eben ein Kontrabass-ähnlicher Charakter, vor allem von der Dynamik, den Rest macht der Tonregler.
Der Steg-Pickup wird dann so angepasst, dass die Mittelposition nicht zu stark in die Richtung eines der beiden einzelnen Pickups tendiert. Sollte der Steg-Pickup zu schwach sein, reicht oft eine Viertelumdrehung mit dem Schraubenzieher…

Zurück zur Gitarre:

Man sagt Ahorndecken immer starke Höhen im Klangbild nach, hier fast vollkommen verschwunden gleicht der Korpus eher einer Junior.
Der Charakter ist dadurch aber nicht mittiger oder dumpfer geworden, sondern einfach direkter aber auch transparenter – ich kenne die Pickups sehr gut und kann dadurch leicht Vergleiche ziehen.
Das reduzierte Gewicht (3,5 kg) sehe ich ganz nebenbei auch nicht als unangenehm…

Einzig die Gibson Moderne ist leichter (Korina, 3 kg) und vielseitiger im Soundverhalten – trotz Master-Tone-Regler…

Ich denke, es waren wieder einige Anregungen und Tipps dabei, die dem Einen oder Anderen weiter helfen. Designtechnisch wahrscheinlich sowieso!

Lieben Gruß aus Wien,

Christian Pico-Sanchez

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2 Comments

  1. Hallo Christian,
    sehr schön, auch wenn etwas zu „chromig“ für meinen Geschmack. Schon mal eine Teye gesehen? Auch schön, mit interessanter Schaltung. Übrigens, die Moderne finde ich noch besser, ist das eine von den zwei oder drei, die damals gebaut wurden?
    😉
    Karl

    • Hallo Karl!

      Danke, schön, dass sie gefällt. Ganz so chromig wirkt es eh nicht, die Oberfläche ist gebürstetes Aluminium. Teye sowie Moloon Guiitars sind mir natürlich ebenso bekannt. Die Schaltung ist bewusst klassisch geblieben, ich habe ja auch eine Les Pul mit 3 Pickups, die zusätzlich mit Push-Pull für out-of-phase insgesamt 10 Sounds bietet.

      Diese Metal-Top-Les Paul geht an eine Frau, die international als Tänzerin sehr renommiert ist-so verbinden sich neue Welten.

      Zur Moderne: ein nachweisbar echtes Original von 1957 wäre der wahre Heilige Gral der E-Gitarren, man spekuliert einen Rufpreis von 5 Millionen Dollar.

      Ich habe mich lange mit der Moderne beschäftigt und alle erhältliche Bücher darüber, sie ist faszinierend. Ich kenne keine Gitarre, die am Gurt so ausgewogen hängt, fast wie angeschraubt, keine Kopflastigkeit oder Ähnliches.

      Diese Konstruktion hat ein einzigartiges Ansprechverhalten sowie einen Soundcharakter, den ich sonst nirgends finde. Flying V und Explorer, die berühmten/bekannten Schwestern hatte ich ebenfalls, kommen da einfach nicht mit.

      Meine ist eine Replika aus der 2012er Serie mit V-Headstock, die Re-Issues von 1982 (die ersten offiziellen von Gibson, 25 Jahre später…) hatten den „Gumby-Headstock“. Durch die Moderne beeinflusst, werde ich in Zukunft mehr Gitarren in diese Richtung bauen.

      LG, Christian

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