MLP – Anett Meister

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Hier kommt meine Gitarre. Dazu muss ich vorab sagen, dass ich als Frau wenig Erfahrung in solchen Dingen hatte. Aber man wächst ja mit seinen Aufgaben. Auslöser war eine Gitarre, die ich mal gesehen hatte. Ich hatte mich gleich in diese verliebt. Diese war für mich leider nicht erschwinglich, also wagte ich mich an dieses Projekt. Es kommt dieser ganz ähnlich. Es war nicht immer leicht, aber im Nachhinein eine wertvolle Erfahrung für mich. Ich hoffe, dem einen oder anderen gefällt sie.

Genommen habe ich den Bausatz MLP Flame Top Standard Mahagoni. Der Body ist in Seafoam gebeizt und hat ein Hartwachs-Öl Finish bekommen. Die Rückseite des Bodys, Halsrückseite und Kopf blieben in natur und wurden nur mit Hartwachs-Öl behandelt. Mir gefällt der Satin-Glanz besser als Hochglanzlack. Das Gefühl des gewachsten Holzes ist sehr natürlich und angenehm. Bis auf das Verlöten habe ich alles selbst gemacht. Verkabelung ist ein 50s Wiring.

Den Body wollte ich in Seafoam beizen. Genommen habe ich Clou Tütenbeize in den Farben blau, grün und gelb. Dann kam sehr viel Arbeit über Wochen.. beizen, schleifen, beizen, schleifen, schleifen, schleifen, noch feiner schleifen.. Irgendwann konnte ich das Hartwachs-Öl auftragen. Ich habe Lumberjack von Clou genommen. Auch darin bestand die Schwierigkeit, dass man den Lappen nicht zu voll macht, da es Schlieren gibt. Dies in mehreren Durchgängen. Die getränkten Lappen bitte in einem Schraubglas verwahren und entsorgen, da sich diese selbstentzünden können. Geschliffen und poliert habe ich mit Schleifpapier von 220 bis 6000. Gute Hilfe haben mir auch die Nagelfeilen 3 in 1 und für empfindliche Nägel von Rossmann geleistet.

Die Kopfplatte hat mich sehr viel Nerven gekostet. Erst hatte ich eine 1,5 mm Ebenholz-Platte gehabt, die mir leider beim Bearbeiten gebrochen ist. Ich hatte noch eine Palisanderplatte, die allerdings 2mm Höhe hatte. Dazu später.

Ich wollte, für die Gitarre einen Schriftzug haben, der meinem Pferd gewidmet ist. Leider scheiterte ich daran aus Perlmutt den Namen Mimi zu sägen. Ich habe mich dann nur für ein M entschieden. Ich habe eine 2mm Perlmuttplatte im Internet bestellt, sowie einen Stern. Die Perlmuttplatte habe ich mit Ponal Express auf 5mm Holz geklebt (geht auch dünner), damit es nicht bricht und mit einer Laubsäge ausgesägt. Es hat sooooo lange gedauert und war sehr schwer, da man wirklich sehr genau arbeiten muss. Ich habe einen Satz (12Stück) in der Größe 1 aus dem Baumarkt genommen. Das ausgesägte M habe ich in ein Wasserglas gelegt. Nach ein paar Stunden löst sich das Perlmutt ab. Bitte kein Aceton verwenden. Mit Schlüsselfeilen habe ich das M noch verfeinert.

So, nun zur Kopfplatte. Mühsam, wenn man keine CNC Fräse hat.. Anhand einer Anleitung aus dem Internet habe ich das M aus dem Palisander gesägt. Zuerst habe ich das M vorgezeichnet und ein kleines Loch in die Kopfplatte gemacht, durch dieses ich dann das Sägeblatt der Laubsäge gefädelt habe. Das habe ich auch mit dem Stern gemacht. Die Kopfplatte habe ich mit Holzkleber aufgeklebt. Dann musste das Perlmutt eingefasst werden. Mit einem Dremel lässt es sich ganz gut machen, dauert aber und erfordert viel Geschick, ach ich vergaß: Geduld. Leider war die Kopfplatte zu hoch; die verdammten Mechaniken passten nicht. Da hätte ich im Leben keine Saite durchbekommen. Also die Kopfplatte soweit runtergeschliffen, dass die Mechaniken passten. Problem war, der Stern ging kaputt. Ich musste einen neuen aus einem Reststück Perlmutt machen und diesen nachträglich einsetzen..

Den Plastiksattel habe ich gegen einen Nullbundsattel ausgetauscht. Dann habe ich die Hardware verbaut und war soooo happy, wie schön meine Gitarre für mich mit jedem weiteren Teil aussah. Das Griffbrett habe ich 4x mit Dunlop Lemon Oil eingerieben. Es war sehr durstig. Saiten drauf und Hals und Intonation eingestellt. Ich mag ihren Klang. Alles hört sich super an, auch ohne Verstärker. Ich habe sie von einem Profi spielen lassen, da ich es selbst noch nicht sooo gut kann und ich doch recht skeptisch war. Dieser war echt begeistert von meiner Bausatzgitarre. Und das meinte er wirklich ernst.

Ich bin jedenfalls sehr glücklich über mein Unikat und freue mich immer, wenn ich sie in den Händen halte. Sie fühlt sich sehr natürlich und toll an.

Statt der Standard-Hardware habe ich folgende Teile verbaut:

  • Kluson Locking Mechaniken vernickelt
  • Rockinger Cream Team Zebra Humbucker
  • Zero Glide Nut Gibson Style
  • 4 Japan Potis 500 kOhm log.
  • 2 Orange Drops Kondensatoren 0,022mF
  • Lock Pin vernickelt
  • Trussrod Cover Messing
  • Duesenberg Bridge vernickelt
  • Duesenberg Alu Stop Tailpiece vernickelt
  • Rhythm/Trouble Washer creme
  • 3 Wege Toggle Switch
  • Bridge Adapter M4/M8
  • Klinkenbuchse Mono
  • Buchsenblech creme
  • Gibson Humbucker Rahmen
  • Gibson Speedknobs Zylinder
  • Perlmutt-Inlay für die Kopfplatte
  • Kopfplatte Palisander
  • 10er Saiten Ernie Ball Regular Slinky
  • Verkabelung: 50s Wiring

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Bewertung 4.5 Sterne aus 32 Meinungen

15 Comments

  1. Schönes Instrumet! Die gab es 2012 in einer limitierten Serie in dieser Farbe. Mit der Rückseite der Gitarre hast Du einen schönen Kontrast geschaffen.Einige Ratschläge für (deine hoffentlich) nächsten Projekte: Statt dem 50s wiring würde ich empfehlen die Potikontakte auf diese Weise zu verlöten: Tonabnehmer am Mittelpin des Potis anlöten, die Tone-Potis werden an dem rechten Pin (immer von der Unterseite – Gehäuse des Potis betrachtet) angelötet. Damit erreichst Du die Unabhängigkeit der Tonabnehmer in der Mittelposition, beim 50s wiring würde das Zurücknehmen des Volume-Reglers eines Tonabnehmers bis 0 bewirken, dass beide gänzlich abgreht werden, mit der vorgeschlagenen Variante kannst Du stufenlos regulieren. Zur Decke und der Maserung des Riegelahorns: je öfter man beizt und zwischenschleift (3 bis 4 Mal) desto plastischer wird die Maserung, wenn man sie im Aufsichtslicht kippt. Gesamt betrachtet: 5 Sterne, gut gemacht!

  2. Bin begeistert. Bastele selber schon seit Jahren an meinen Gitarren rum. Hab auch schon einen Thomann Bausatz als ersten Bausatz gebastelt. Dieser Baubericht hat mich echt begeistert! Das Ergebniss sieht umwerfend aus. Hab selbst eine Paula mit Hilfe eine Lackierers gebastelt ( Lemonburst, Nitrolack ).
    Ich finde es toll, das du dich an so einen Bausatz rangetraut hast. Das beweist wieder mal, dass Frauen genauso gut basteln können wie Männer.
    Weiter so!

  3. Eine Gitarre mit viel Liebe zum Detail.
    Wer selbst schon mal mit Perlmutt oder Abalone gearbeitet hat, kennt die vielen Verzweifelungsmomente, bis so eine kleine Intarsie fertig ist.
    Es hilft, wenn man/Frau eine gewissene Besessenheit- oder positiver formuliert Hartnäckigkeit besitzt.
    Schade, dass sich so wenige Frauen am Contest beteiligen.
    Darum gibt es von mir ein extra Sternchen als „Lady-Bonus“.

    • Hallo Uwe, vielen Dank Ich würde wahrscheinlich trotzdem immer wieder mit Permutt arbeiten, auch wenn es mit den dünnen Sägeblättern und auf zu dicker Holzunterlage geklebt das eine oder andere Mal fast im Mülleimer gelandet wäre. Aber man soll ja niemals aufgeben. Im Endergebnis bin ich selbst mächtig stolz auf mich und doch ganz angetan von meiner ersten eigene Paula. LG

  4. Daumen hoch , 5 Punkte.
    Ich muß gestehen , für’s erste mal echt Super. Die Farbe der Decke is nicht nach meinem Geschmack , aber mir gefällt das du nicht versucht hast ne Paula die es schon X-mal gibt,zu
    kopieren. Insgesammt eine sehr stimmiges Ergebnis.
    Ich bin auf deine Nächste gespannt 😉

  5. Hallo Anett,
    du hast viel Arbeit reingesteckt, hat sich offensichtlich gelohnt. Schöne Paula, optisch passt alles zusammen. Eigenständig ist sie auch, Seafoam green ist ja keine typische Gibson Farbe. Dazu hast du gute und vernünftige Hardware gewählt, auch das passt zusammen. Ob ich den Film mit den Inlays gedreht hätte, wage ich zu bezweifeln. Und Nagelfeilen hab ich auch keine in meiner Bastelbude, Danke für den Tip
    Gruß Karl

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