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LP Style – Karl Huber

Karl Huber - LP Style Body Karl Huber - LP Style Total

LP Style „Rusttop“ – Resteverwertung
Ich hab Bausätze bei ML immer mit Standard-Hardware bestellt, ich konnte Kleinteile gut gebrauchen, dazu hab ich andere PUs verbaut. Da hat sich einiges in der Kiste angesammelt, verkaufen geht schlecht, also wollte ich es verbauen. Passenderweise konnte ich einen total verhaute­­­n Korpus und Hals ersteigern (nein, nicht von ML). Mit „total verhaut“ meine ich zu steilen Halswinkel, zu große Halstasche, außermittige PU-Fräsungen, kaputtes Binding, dazu viel Spachtelmasse und Kleber. Normalerweise geht so etwas zurück oder in die Tonne, aber es war ein Privatkauf und es war sehr billig. Außerdem mochte ich die Form, Pseudo-Archtops in Les Paul Größe gibt es kaum, das gefiel mir.

Zur Technik
Mit viel Furnier konnte ich den Hals gerade und stabil einbauen. Die Hardware stammt bis auf das Tailpiece und die Stegunterlage komplett von meinen diesjährigen ML-Bausätzen, der Mini Humbucker aus dem RBK Style, der P90er aus dem Junior DC Style, der Rest aus dem SG Bausatz.
Die HB Fräsungen waren aus der Mitte, also musste ich auf einer Seite nachfräsen. Ein Humbucker hätte das Loch nicht abgedeckt, also nahm ich den breiten Dogear. Leider lag dieser an der Brücke zu tief und am Hals zu hoch. Zu tief ist kein Problem, ich habe einen „Unterlegrahmen“ gesägt, wie man ihn bei alten Gibson Archtops findet. Jetzt fehlte nur noch etwas was für den Hals PU. Minihumbucker und Jazz-Gitarre, das passt doch! Also hab ich einen passenden Rahmen für den Humbucker im Dogear Design gesägt.

Zum Finish
Decke und Zargen waren mit Spachtel und Kleber versaut, die Bohrungen für die Brücke haben nicht gepasst, und der Dogear lies sich nur mit Gewalt an die Deckenwölbung anpassen. Das kann man nicht mehr kaschieren, also hab ich mich für „Heavy Relic“ entschieden. Zuerst wollte ich eine Goldtop bauen, das war mir aber nicht genug „trashig“. Die Reparatur meines rostigen Stadtrades brachte mich auf die Idee – es soll eine „Rusttop“ werden. Zuerst wollte ich was aus Blech basteln, aber dann fand ich im Internet einen Effektlack, bestehend aus metallischem Grund und einem Oxidationsmittel. Das funktioniert ausgezeichnet, man muss nicht viel schleifen, der zähe Metallgrund hält überall und verdeckt alle Schwächen. Den Rücken aus Linde und den Ahornhals habe ich mit Schellack nikotingelb gestrichen. Das kaputte Binding hab ich notdürftig geklebt und ebenfalls gelb gestrichen – schaut authentisch alt aus, wie kaputte Zähne. Der Unterbau für die Brücke und das Tailpiece haben mir bislang als Montagehilfe gute Dienste geleistet, da werde mir für meine nächsten Bausätze ggf. Ersatz besorgen müssen.

Das Resultat
Kaum zu glauben, aber die Gitarre spielt sich angenehm und hat einen guten Sound. Der Mini-HB am Hals klingt clean schön weich, aufgedreht liefert er satte Lead-Creme. Der P90 klingt ebenfalls gut, typisch P90, also kratzig, fette Mitten und viel Bassfundament. Beide Tonabnehmer sind bei ML für wenig Geld zu haben und müssen den Vergleich mit der teuren Elite nicht scheuen. Eigentlich war die Gitarre als Deko gedacht, tatsächlich spiele ich sie recht oft. „Rust never sleeps“ (Neil Young ).

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Bewertung 3 Sterne aus 14 Meinungen

4 Comments

  1. So, der Wettbewerb ist vorbei, mal schauen, wer gewinnt. Das Niveau war erstaunlich hoch, Paulas wie aus dem Schaufenster gab es genauso wie total eigenständige Konstruktionen. Einige Exemplare sind dermaßen abgefahren, dass man eigentlich zwei Kategorien bräuchte, um der Vielfalt Rechnung zu tragen, z.B. Extremisten und Normalos. Was ich persönlich schade finde, ist die völlige Ignoranz gegenüber dem erfolgreichsten Gitarrenmodell aller Zeiten – es gab dieses Jahr tatsächlich keine einzige Strat zu bewundern, obwohl gerade Fenders Custom Shop ein Vorreiter in Sachen Individualisierung und Design war. Aber das kann ja nächstes Jahr ganz anders werden.

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