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Junior DC Style + SG Style + Junior Style – Karl Huber

Double Cut Body Karl Huber Junior DC StyleDouble Cut Bruecke einrichten Karl Huber Junior DC StyleDouble Cut Front Karl Huber Junior DC StyleSG Style Body Karl HuberSG Style E-Fach Karl HuberSG Style Front Karl HuberSingle Cut Body Junior Style Karl HuberSingle Cut Front Junior Style Karl HuberSingle Cut Shim Junior Style Karl Huber

Trio Infernal
Ich mochte Gibsons „Low Budget“ Modelle mit P90-Dogear schon immer. Da sie bei ML als Bausatz erhältlich sind, nahm ich mir vor, eine „Serie“ zu bauen.

Ein paar Worte zu den Originalen
Gibson brachte 1954 mit der „Les Paul Junior Single Cut“ das erste „Low Budget“ Modell heraus, es folgten 1958 die „Les Paul Junior Double Cut“ und 1961 die „SG Junior“. Allen drei gemeinsam ist die reduzierte Bauweise: Flacher Korpus und Set-Neck aus Mahagoni, Dot-Inlays, keine Verzierungen, kein Binding, als Brücke dient ein zweckentfremdetes Stoptail, dazu P90-Dogears, wie sie bereits seit 1946(!) gebaut werden. Auf die unzähligen Varianten und die Melody Maker will ich nicht eingehen. Zum Weiterlesen empfiehlt sich http://en.wikipedia.org/wiki/Gibson_Les_Paul_Junior

ML Bausätze
Ich habe folgende Bausätze verwendet.
LP Junior Single Cut mit Erlenkorpus, Ahornfurnier auf Decke und geschraubten Ahornhals.
LP Junior Double Cut, alles Mahagoni mit Set-Neck, ganz wie das Original.
SG mit Erlenkorpus und Set-Neck aus Ahorn, anstelle Dots mit Trapez Inlays. Der Bausatz ist als „normale“ SG gedacht, also mit zwei Tonabnehmern, 4 Regler und Switch.

Meine Varianten
Auch wenn sich die Bausätze schon wegen der Materialien unterscheiden, wollte ich keine drei ähnlichen Gitarren bauen. Also habe ich unterschiedliche Tonabnehmer, Brücken und Mechaniken verwendet. Auch beim „Design“ habe ich versucht, verschiedene Resultate zu erzielen, auf den einsamen Tonabnehmer und die Wraparound-Bridge wollte ich in keinem Fall verzichten.
Die Single Cut in „seafoam green“ bekam einen P90-Dogear verpasst, den Tonabnehmer hatte ich von einer Les Paul 50ies Tribute über. Die Abstände der Polschrauben haben nicht zur mitgelieferten Dogear-Blende gepasst, also hab ich mir eine Gibson Blende in Creme besorgt. Als Brücke nahm ich die mitgelieferte ML-Standard-Wraparound, die Vintage Tuner sind ebenfalls von ML aus einem anderen Bausatz. Die 10er Bohrungen für die Tuner waren ausnahmsweise perfekt platziert, also hab ich Adapter für die kleineren Achsen verwendet. Ich musste lediglich den Halswinkel ändern, er war zu steil, die Saiten liefen mehr als 1cm über dem Tonabnehmer. Kein Problem bei einem Schraubhals, man setzt einen „Shim“ vorne an der Halstasche, siehe Foto. Bei geleimtem Hals wäre es problematisch geworden, das merkt man oft zu spät nach dem Einkleben des Halses.

Die orange Double Cut bekam einen Duesenberg Little Toaster, ein Humbucker im Gretsch Filtertron Design. Mit Mini-Toggle kann man den PU gesplittet, parallel oder seriell fahren. Die Brücke ist wie beim Original ein leichtes Aluminium-Stoptail, hier ein dezent geagtes Teil von Crazy Parts. Die Tuner sind Grover Rotosound. Die Kopfplatte bekam wegen der zugedübelten Originalbohrungen ein dünnes Vogelaugenahorn-Furnier. Kitschig, aber zu Form und Farbe passend, also habe ich es gelassen.

Die SG in „Pellham Blue Metallic“ bekam eine Wilkinson Brücke, ebenfalls aus leichtem Alu. Die Tuner sind von Gotoh. Die Hals-PU-Fräsung wird vom Pickguard abgedeckt, die überflüssigen Bohrungen (Vol, Ton, Switch) wurden gedübelt und verspachtelt, ebenso die Mechanikbohrungen der Kopfplatte, hier waren die Abstände unregelmäßig. Der Tonabnehmer ist ein aktiver EMG 57. Da das E-Fach für vier Regler und Switch ausgelegt ist, bleibt genug Platz für die Batterie, siehe Foto. Der EMG wird mit Poti, Kabel und Stecker geliefert, alles komplett und in bester Qualität. Also kein Löten, keine Erdung, kein Abschirmen und trotzdem keine Störgeräusche. So sollte es bei allen Tonabnehmern sein. Die Potis laufen butterweich und machen das, was sie machen sollen – der Volume Poti regelt Lautstärke und somit Zerre, der Ton Poti senkt die Höhen gleichmäßig ab. Soweit alles Top, mehr zum Ton später.

Sound und Bespielbarkeit
Die Single Cut klingt, wie man es von einer Junior erwartet: kratzbürstig, ungeschliffen, rockig. Ideal für crunchige Riffs und sonstige Klassik-Rock-Blues Spielarten. Ohne Amp klingt sie etwas gedeckt, was ich von einer Erle-Ahorn-Schraubhalskombi so nicht erwartet habe. Egal, wichtig ist der Sound am Amp, der passt. Der Ahorn Hals ist relativ breit, dabei nicht zu dick, und liegt dadurch gut in der Hand. Saitenlage und Bespielbarkeit sind nach dem Ändern des Halswinkels so, wie sie sein sollen.

Bei der Double Cut überrascht schon der unverstärkte Ton, die Gitarre klingt trotz Mahagoni hell und offen mit viel Sustain. Das ergibt zusammen mit dem Little Toaster einen tollen Sound, nicht so dunkel wie ein P90, und nicht so fett wie ein „normaler“ Humbucker. Das funktioniert immer, egal ob clean oder crunch, und es geht sogar mit High Gain. Im Gegensatz zu vielen anderen Humbuckern ist der Toaster auch gesplittet zu gebrauchen. Der Toaster ist recht klein, aber Duesenberg liefert einen schicken Art-Deco-Rahmen im Humbucker Standardmaß mit, der die Pickup-Fräsung gerade noch abdeckt. Für die Schrauben hab ich kleine Konsolen gebaut, etwas „gschlampert“, hält aber. Der Hals ist auch wegen der offenen Poren griffig und liegt gut in der Hand. Die Gitarre ist mit 2.8kg sehr leicht und gut ausbalanziert.

Die SG klingt (leider) wie erwartet: Die Bässe knallen und drücken, die Höhen sind extrem präsent. Wieso „leider“? Die Werbung verspricht beim EMG 57 trotz aktiver Elektronik einen PAF-ähnlichen Klang, also „vintage“ orientiert. Vielleicht funktioniert das mit anderen Hölzern, hier ist es mir zu heftig, das hat mit „vintage“ nichts zu tun. Die Gitarre klingt gut bei Powerchords, moderne Clean Sounds mit zurückgedrehtem Vol gehen auch, alles andere ist mir zu kratzig, es fehlen cremige Mitten. Mit aufgedrehtem Volume-Regler ist die Gitarre sehr laut, der Verstärker wird ordentlich angeblasen, auch das ist für meinen Geschmack zu heftig. Die SG auch von der Bespielbarkeit die schwächste Gitarre im Feld. Ich mag dicke Hälse, aber dieser Prügel ist mir zu massiv. Leider merkte ich das erst nach der Montage, sonst hätte ich ihn auf ein moderates Format runtergeschliffen. Jetzt ist er lackiert und bleibt fett, wie er ist. Wird halt meine Braut für die heftigen Dinger.

Tips
Noch ein paar Tipps, vielleicht hilft es dem einen oder andern:
Das Bohren der Löcher für die Brücken-Einschlaghülsen macht mich nervös, ich möchte die Position vorab testen. Mit einem Archtop-Saitenhalter, den ich in die Gurtknopf-Bohrung schraube, kann ich Saiten aufziehen und die Lage der Löcher recht gut ermitteln, siehe Foto.

Die Pickguards habe ich mit einer elektrischen Dekupiersäge gesägt, geht besser als mit Laubsäge, auch Schrägschnitte funktionieren. Gibt es ab 80€. Leider sind die Sägen recht groß, also nichts für den Küchentisch. Das goldene Pickguard der Double Cut habe ich aus Plexi gesägt und rückseitig mit Modellbaufarbe bepinselt. Sieht aus wie anodisiertes Alu, kostet aber weniger und ist leichter. Geht auch in anderen Farben recht gut, z.B. Mattschwarz oder Silber.

Ich mag Nassschleifen und Polieren nicht, man wird mit Farbspritzern versaut, es dauert ewig. Nach den üblichen Alternativen Öl, Lasur und Schellack habe ich diesmal mit Nitro rumprobiert:
Zuerst das Holz wie üblich vorbereiten, also schleifen, befeuchten, schleifen usw., aber die Poren nicht füllen. Danach ggf. beizen. Den Nitro-Schnellschleifgrund verdünnen (natürlich mit Nitro, in etwa 50:50) und in einem Gang aufpinseln. Der dünnflüssige Lack zieht sofort ein und trocknet sehr schnell, man erhält eine recht gleichmäßige, seidenmatte Oberfläche. Danach nicht schleifen, der Lack ist zu dünn, aber die Oberfläche ist versiegelt. Das schaut jetzt schon recht gut aus, bei der orangfarbenen Doublecut und beim Hals der grünen Single Cut habe ich es dabei belassen. Wenn deckend lackiert werden soll, sprüht man auf diese Grundierung nur wenig Nitro, eine Dose reicht gut für den Korpus, soll der Hals mitlackiert werden, braucht es etwas mehr. Gesprüht wird wie üblich – einnebeln, warten, dann langsam den ganzen Doseninhalt aufsprühen, zwischendurch kurz absetzten und antrocknen lassen, damit nichts verläuft. Im Prinzip lackiere ich den ganzen Korpus in einem Rutsch, ich mache keinen Zwischenschliff, danach keinen Feinschliff, es wird auch nicht poliert, nach zwei Wochen Ruhe ist die Gitarre fertig. Der Lack ist jetzt schön in die Poren eingezogen, die Struktur des Holzes bleibt durch den deckenden Lack sichtbar, die Oberfläche glänzt gleichmäßig. Ich hoffe, man kann das auf dem Foto der grünen Single-Cut erkennen. Funktioniert jedoch nicht bei metallic Lack, hier muss man wie üblich polieren.

Fazit
Die Double Cut war von der Holzqualität her mein bisher bester ML-Bausatz, der Korpus war nur zweiteilig. Da konnten weder die Single Cut noch SG mithalten, deren Erlenkorpuse waren vierteilig. Die Singlecut hat aber andere Qualitäten, sie ist auch wegen des Schraubhalses schnell zusammengebaut, die Elektronik ist simpel, das Resultat klingt gut, ein guter Bausatz für Anfänger. Das auf den Korpus geklebte Ahornfurnier fand ich unpassend, es gehört nicht auf diese Gitarre und schleift sich schnell durch. Von dem verwendeten SG Kit würde ich in der Erle-Ahorn-Variante Abstand nehmen, das Ding ist relativ schwer, zudem ist der fette Hals gewöhnungsbedüftig. Aber das war vielleicht bei meinem Bausatz ein Ausreißer.
Alles in allem habe ich jetzt drei schöne Gitarren mit sehr unterschiedlichem Charakter. Am liebsten spiele ich die Single Cut, die Double Cut ist am vielseitigsten und klingt am besten, und sogar mit der etwas grobschlächtigen SG konnte ich mich zwischenzeitlich anfreunden.

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