F-Bird – Dieter Z.

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Hallo,
hier mein Selbstbau einer „Fire-Gecko-Bird“ für den Contest 2015:
Vorab: der gelieferte Mahagoni-Korpus hat eine schöne gleichmäßige Maserung, so dass mein Vorhaben, ein Furnier aufzutragen, einige „Überwindung“ kostete.
Das Echtholzfurnier ist „Maple Burl“ („Amerikanischer Ahorn Maser – grob“). Es wurden zwei „gleiche“ Streifen (im Baum wuchsen die direkt übereinander), wie zwei Buchseiten („bookmatched“) nebeneinander gelegt aufgeklebt. Aufgrund der Oberflächenstufen des Mahagonibodies musste jeder Streifen vorab einmal längst geteilt werden. Hierzu wurden die Streifen wie ein Buch zusammengeklappt und so zwischen zwei Brettern (rechtwinklige Kanten! gut eignen sich kunststoffbeschichtete Spanplatten) eingeklemmt, dass mit einem Cutter der Teilungsschnitt an der gewünschten Stelle erfolgen kann (unbedingt für eine feste Auflage (z.B ebenfalls eine Spanplatte)) unter dem Schnitt sorgen, da das Ahorn aufgrund seiner groben Maserung sehr schnell reißen bzw. abplatzen kann). Um etwaige Unregelmäßigkeiten an der Schnittkante auszugleichen (diese können auch schon an der Kante der gelieferten Ahornstreifen vorhanden sein), werden zwei Streifen, die auf dem Korpus wie besagte Buchseiten liegen sollen, mit knapp 1 mm Überstand erneut zwischen die Bretter geklemmt und die überstehenden Schnittkanten werden abgeschliffen. Wieder aufgeklappt, sollten die Kanten exakt zueinander passen.

Es folgt ein grobes Vorschneiden der Korpusform (und Kopfplatte) an den entsprechenden anderen Seiten des Furniers (vorsichtig: um möglichst keine/wenige Risse/Ausbrüche zu produzieren: immer für eine feste Unterlage sorgen). Die beiden mittigen Streifen, die auf die Korpusstufe geleimt werden sollen, an der Unterseite mit dünner Gaze (Mullbinde aus Verbandskasten) und ein wenig Leim passgenau zusammenführen. Dies dient dazu, dass beim Aufleimen auf den Korpus die Naht möglichst unauffällig werden soll und diese dabei wegen dem abdeckenden Anpressbrett (s.u.) nicht mehr beim endgültigen Leimen kontrolliert werden kann und die Naht größer als gewollt / schief ausfallen kann. Beim Leimen (der Gaze und auch allen weitere Leimvorgängen) wird das Furnier mittels Bretter und Zwingen gepresst. „Maple Burl“ kann naturgemäß kaum sichtbare Löcher/Risse aufweisen. Der Leim – auch wenn nur dünn aufgetragen – dringt beim Pressen nach oben. Damit das Anpressbrett dadurch nicht mit aufgeklebt wird, hilft eine Lage Frischhaltefolie zwischen Furnier und Brett. Sie sollte halbwegs glatt liegen und auf jeden Fall die gesamte Fläche abdecken. Sie lässt sich rückstandsfrei nach Leimtrocknung entfernen.

Korpus-, Hals- und Kopfplattenrückseite und auch das aufgeleimte Furnier wurden – nach leichtem Anschleifen (400er-Papier) dünn mit Duroffix 1K Nitrocellulose Lack, transparent rotbraun, besprüht. Hierbei erfolgte auf der Front von Innen nach Außen der Auftrag dünner werdend.

Anschließend wurden insgesamt 5 Schichten transparent Nitro- Schellack-Kunstharz-Kombination („Geigenlack“) mit dem Pinsel auf der Frontseite aufgetragen (und einmal dünn die Rückseite; hier wurden die Korpusränder durch vorsichtiges Schleifen vorher ein wenig wieder „aufgehellt“ („age-effekted“ ;-)). Neue Lackschicht immer nach 4-5-Tage Trocknung und nach nassem Zwischenschliff mit Körnung 600, 800, 1200 und 2000 ruhig etwas dicker auftragen (Schleifpapier im Autofachhandeln; Einmal-Handschuhe tragen; aufgeweichte Fingerkuppen stören beim Klampfen 😉 . Aufgrund der naturgemäßen Oberflächenunebenheiten des Furniers könnte man auch mehrere Schichten auftragen, so dass das ganze wie eine Klavieroberfläche wird. Da ich mit dem Lack das Schwingverhalten des Holzes jedoch nicht zu sehr beeinträchtigen wollte, nehme ich leichte Unebenheiten in kauf. Ist ja auch ´ne (Blues-)Rockgitarre und nicht fürs Vorzeigen/-spielen bei Oma gedacht 😉

Nach dem letzten Schliff wurde mittels Polierscheibe (aus dem Baumarkt: Aufsatz für Bohrmaschine) und Poliermittel (No-Name-Produkt, lag der Scheibe bei) das Ganze poliert (vornehmlich die Frontseite) und die Klampfe zusammen gesetzt. Sämtliche Innenfächer der Elektrik wurden vorher mit Kupferfolie ausgeklebt (bei Humbucker nicht zwingend erforderlich – bei den günstigen Dingern im Bausatz wollte ich („Soundfetischist“) auf Nummer sicher gehen). Die Folienstreifen wurden mittels gelötetem Draht verbunden und geerdet, da die Folienklebeschicht die Streifen voneinander isoliert und die beabsichtigte Abschirmung sonst nicht funktionieren würde. Außerdem wurde der Halswinkel steiler als beim Original gestellt, indem aus einem Stück Fichtenholz ein Keil in der Breite der Halstasche angefertigt wurde (per Schleifen von ca. 1 mm auf 0 abnehmend): damit erhöhe ich den Saitendruck auf die Wraparount Bridge und optimiert das Sustain (s.o.: „Soundfetischist“;-).

Den gelieferten Kunstoffsattel habe ich durch einen selbst angefertigten Knochensattel ersetzt („selbstschmierend“: Saiten lassen sich präziser stimmen).
Die Halsstababdeckung (mit eingefrästem „Fire-“Gecko) und die Abdeckung für das Dreiwegschalterfach wurden aus funiertem Balsaholz angefertigt.
Die bausatzeigenen Potieknöpfe wurden aus Geschmacksgründen ersetzt.
Das Griffbrett wurde mit Lemon Oil gegen Austrocknung behandelt.
Mit Opas-ex-Feinripp-Buxe nochmals drüber gewienert und Fotos geschossen.

Nach der Feinjustage zum Sound: da ich den jeweiligen Output der Humbucker nicht messen konnte und keine Angaben dazu vorlagen, welcher in welche Position sollte, habe ich – auf-gut-Glück – den mit dem roten Kabel in die Halsposition und den blauen in die Bridgeposition gesetzt. Als Verdrahtung habe ich eine Le-Paul-Standard gewählt (das originale Firebird-Wireing sagte mir nicht zu, da ich LP gewohnt bin). Der Pickup in der Halsposition ist sahnig-bluesig – mehr benötige ich nicht! Daher ist der etwas dünne Bridgepickup nicht so wichtig (ggf. ist der Saitenabstand wg. der Halswinkelveränderung trotz höchstmöglicher Position doch zu groß oder die Pickuppositionen müssten getauscht werden?- egal – wg. dem Sahne-Blues-Klang des Halspickups im Clean-, Crunch- und Leadmodus bleibt´s (erstmal) so!).

Bauzeit: kann ich nur schätzen: ohne die Trockenzeiten und Recherche wegen Verdrahtungsvarianten und Lackierung, Baumarktbesuche und Feierabendbier werden ´s wohl so 80-100 Arbeitsstunden gewesen sein (bin kein Profi, habe aber wohl keine „zwei-linke-Hände“).

Sonstiges: ein „Dremel“ als Werkzeug hilft bei vielen Feinarbeiten! … und beim Basteln immer einen fetten Bluesrock im Player für die Motivation!

Mit bluesigen Grüßen
Dieter

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8 Comments

  1. Hallo, eine sehr schöne Oberfläche hast du da gezaubert. Auch bei der Beschreibung hast du dir sehr viel mühe gegeben. Schönes Teil

  2. Hallo Dieter,

    sieht klasse aus dein Schätzchen, am Ende zählt aber was aus dem guten Stück so rauskommt. Gestern auf dem Konzert von John Butler konnte man mal sehen, was richtige freaks aus ihren Gitarren rauszuhohlen in der Lage sind…keltischer heavy metal auf Banjo…. Schade , dass du nicht konntest.

  3. Moin!
    Besten Dank für Eure Bewertungen!
    Zu den Anmerkungen/Fragen:
    Kopflastigkeit: Ja. Im Sitzen auf dem Oberschenkel ist dies jedoch nur spürbar, wenn man sie loslässt. Sobald der rechte Arm aufliegt ist dies nicht mehr spürbar. Am Gurt – mittlerweile habe ich die Gurtknöpfe angeschraubt – ist es nicht spürbar (habe dies aber nur kurz ausgetestet).
    Feedback-Anfälligkeit: Ja. Bei hohen Lautstärken ist das ein Problem. Die Pickups zu versiegeln wird wohl mein „Winterprojekt“ – wenn ich mich traue. Auch befürchte ich eine Klangbeeinträchtigung. Weiterhin bin ich – bei Zimmerlautstärke (bzw. Kopfhörer)- mit dem Sound sehr zufrieden. Das „dünne“ Klangbild des Bridgepickups konnte ich durch dickere Saiten reduzieren. Als nächstes ziehe ich einen 52er Satz drauf – die dann notwendigen Einstellungsarbeiten dürften nach dem Bau ja kein Problem sein.
    Gelsenkirchener Barock: Johnny hatte durchaus einen Hang für „Kunstwerke“ – sich selbst eingeschlossen ;-:
    Für den nächsten Contest ist das ´ne geile Anregung – dann aber Gelsenkirchner Barock in Reinkultur! Erste Konzeptideen sind schon da 🙂
    Gruß
    Dieter

  4. Klasse Arbeit, schöne Bird.

    Da man an so einem Konzeptwerk nichts mehr ändert, hätte ich den Hals
    eingeleimt. Macht mit dem Sound einen großen Schritt nach vorn.
    Da die Humbucker extrem Feedback anfällig sind (meine Erfahrung) ist es ratsam
    die Wicklung nochmals zu stabilisieren. Ich mache sowas mit Kaltpolimer oder Epoxid
    Schnellkleber. So bleibt sie recht feedbackfreudig, aber berechenbarer und die Nebengeräusche
    reduzieren sich auf ein erträgliches Maaß.
    Wie sieht es bei dem Bausatz mit der Kopflastigkeit aus?

    Danke für die guten Fotos.

    Grüße von David

  5. Blues und Gelsenkirchener Barock? Geht das? Johnny Wintere wär damit jedenfalls nicht auf die Bühne gegangen. Handwerklich 5 Sterne, stilistisch gesehen ein paar weniger.

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